Niemand hat so lange gebraucht, um endlich einmal die Frankfurter Buchmesse zu besuchen, wie ich. Heuer war es endlich soweit. Mit Claudia von Dinner um Acht machte ich mich auf den Weg und nach einer unkomplizierten Anreise blieb gleich noch ein halber Tag, um ihn auf der Messe zu verbringen.
Es ging gleich gefährlich los: bei Ulmer entdeckte ich ein sehr interessantes Buch vom österreichischen Tomatenpabst. Leider wurde es sooo weit oben positioniert, dass nicht einmal ich es aus dem Fach nehmen konnte, und ich bin groß. Die Mitarbeiter am Stand waren auch alle in Gesprächen gebunden und auf den ersten Blick kleiner als ich. Vermutlich war der Plan, dass man es nur ehrfurchtsvoll von unten bewundern sollte. Schade! Bei Dorking Kindersley war das viel besser organisiert und der Besucher konnte ganz leicht mit einem Griff ins Regal eine große Auswahl aus dem Programm betrachten. Nach meinem ersten Orientierungslauf erfuhr ich von einem Geheimtipp, beim Vielflieger Verlag gibt es finnische Getränke. Lieber Felix, wirklich ganz großes Kino - ich freue mich schon nächstes Jahr auf indonesische Getränke. Die Spezialität des Verlags sind Kinderbücher und es gibt ein Kochbuch und das ist eher, naja, sagen wir mal nicht kinder-tauglich. :-)
Für den ersten Abend habe ich bei Sebastian Ziese einen Tisch reserviert. Ich wollte unbedingt sein neues Restaurant Carte blanche kennen lernen, das er erst vor 8 Tagen eröffnet hatte. Wir haben es natürlich geschafft, exakt um 18.55 Uhr die Messe zu verlassen. Diese Idee hatten ungefähr 100.000 andere Besucher auch. Also gab es kein einziges Taxi, dafür eine ellenlange Warteschlange am Taxistand. Wir nahmen einfach die U-Bahn und liefen den Weg von der U-Bahnstation ins Restaurant zu Fuß. Die ganze Gegen war völlig taxifreie Zone. Blöderweise regnete es heftig und wir kamen wie zwei getaufte Mäuse an, waren aber gleich versöhnt von dem besonders netten Empfang und dem schönen Ambiente des Lokals. Nach dem schönen Auftakt mit einem Quittensecco und einem Thunfisch-Crostarde auf Wakamesalat mit Radieschenschaum waren wir zwar immer noch nass, aber glücklich.
Wir entschieden uns für das 3-Gang-Überraschungsmenü. Der Name von Sebastians Restaurant ist Programm. Es gibt keine Karte, der Küchenchef zaubert aus seinen Einkäufen feine Gerichte und dazu kann man auch eine Weinbegleitung. Im Einkaufskörbchen waren Tomahawk-Steaks und die vielen anwesenden Herren im Lokal bestellten reichlich. Wir genossen unser Menü mit gebratenem Seeteufel, Avocado-Mango-Salat und gebratener Avocado, Rinderfilet, Ochsenschwanzrolle, Hokkaidokürbis und Kartoffelpüree. Zum Dessert gab es eine Birne Helene 2014. Und dann durften wir noch das Mispelsche ausprobieren. Den Kult-Absacker in Frankfurt kannte ich bisher noch nicht, aber ich habe mich gleich mit ihm angefreundet.
Neuer Tag - neues Glück. Es ist mir gelungen, mich völlig anti-zyklisch zu bewegen. Bereits 5 Minuten vor Beginn, war ich Dank meiner Presse-Akkreditierung in der Halle und die Gänge waren wunderbar leer. Bei GU konnte ich in den Weinbars in Venedig blättern, die mich schon lange interessieren. Beim BLV-Verlag entdeckte ich das Bierbuch von Bernd Arold und drücke ihm fest die Daumen, dass er seinen Gesellschaftsraum bald wieder aufmachen kann.
Es blieb weiter sehr gefährlich. Neben dem neuen Fleischbuch von Ludwig Maurer, gibt es bei Matthaes auch ein sehr schönes Dessertbuch. Beim Fackelträger Verlag bekomme ich sowieso immer leuchtende Augen und bin schon sehr gespannt auf Roh von Hubertus Tzschirner und Prodigy von Kevin Fehling. In der Gourmet Gallery stolperte ich dann über die Himmlischen Küchengelüste von den engagierten Schweizer Jungs des Kochclubs El Tipico.
Weiter ging es zum Stand des AT-Verlags, sehr, sehr gefährlich... Dort gab es gleich eine Reihe von Büchern, für die ich mich interessiert habe. Bei Herrn Dollase bin ich noch mit mir uneins, ob ich es haben möchte. In der neuen persischen Küche entdeckte ich eine Anleitung zum Granatapfel schälen, wie ich es auch mache. Das musste ich natürlich sofort posten und entfachte damit eine lustige Diskussion unter Köchen und Hobbyköchen mit Meinung und Gegenmeinung. Ausgerechnet in dem Buch, für das ich im Vorfeld kein Interesse hatte, entdeckte ich einen sehr guten Satz von Mike Süsser: "Kochen fängt tatsächlich da an, wo ein Rezept aufhört" Vielleicht sollte ich meine Meinung noch überdenken. Die beiden Kochbücher zur französischen Landhausküche und venezianischen Küche treffen genau meinen Geschmack.
Die kluge Frau baut ja vor, bevor ihr die Füsse abfallen und so habe ich mir im Restaurant vom Tre Torri Verlag einen Tisch zum Lunch reserviert. Das war eine ganz tolle Idee von mir. Wir sassen am Fenster mit Blick auf den Messeturm und ich bestellte mir fish & chips, der aus einem heimischen Zander im Bierteig mit Schnittlauchsauce und Pommes bestand. Und weil wir so schön sassen und der Andrang nicht so groß war, gab es zum Dessert noch eine Crème brûlée mit Heidelbeeren.
Gut gestärkt und erholt ging es gleich nach dem Lunch zum Hädecke Verlag. Dort wartete schon mein kleiner Freund Genusshasi auf mich. Die Blogger-Kollegin Margit Kunzke stellte ihr neues Buch Tapas Vegetarisch vor. Ich hatte Glück und erwischte gerade noch zwei Kostproben. Etwas später gab es noch verschiedene Kokos-Knabbereien, die Genusshasi fest im Blick hatte. An den Rum durfte er nicht heran, aber wir und so konnten wir mal richtig #rumposten.
Spätestens jetzt war ich sehr froh, dass ich so früh aufgestanden bin. Alles war erledigt und die Füsse platt. Jetzt war ich bereit für zwei weitere Highlights, die glücklicherweise im Sitzen erledigt werden konnten. Auf der Bühne der Gourmet Gallery sollten zwei tolle Show-Acts stattfinden. Den Anfang machte Sebastian Dickhaut, der sein neues Buch Jetzt! Gemüse mit einer Aufsehen erregenden Show präsentierte. Die Zuschauer unterstützten ihn mit Leibeskräften und mindestens die Hälfte aller Zuschauer fand sich auf der Bühne wieder. Die erste Gruppe schälte, die zweite Gruppe schnibbelte, die dritte Gruppe strich Butterbrote, Lauchbutterbrote, um genau zu sein. Und Sebastian redete sich um Kopf und Kragen und den Zuschauern die Lachtränen in die Augen.
Aber Sebastian war praktisch nur die Vor-Boy-Group für den Top-Act des Tages. Claudia und Claudia kochen mit Wodka, die männlichen Foodblogger fotografieren wild und die weiblichen Foodblogger sitzen kreischend im Publikum. Dazu gibt es Wodka-Gelee und wem das nicht reicht auch Wodka im Glas.
Aber von Anfang: Claudia von Dinner um Acht veranstaltet jedes Jahr in Zusammenarbeit mit der Gourmet Gallery einen Wettbewerb. Der Gewinner, das war dieses Jahr Claudia von food with a view, kocht mir ihr das Sieger-Gericht auf der Buchmesse. Bevor ich es vergesse, dass Siegergericht waren diesmal Waldpilzbällchen mit Lakritz-Wodka-Sahne-Sauce und Brombeerchutney.
Die Claudias waren so klug, sich die Pilze und Kartoffeln vorbereiten zu lassen. Und dann ging es los, die Pilze braten, das Chutney einkochen, die Sauce ansetzen, die Kartoffeln zerdrücken. Die Töpfe dampften und die Damen hatten alles im Griff, schließlich mussten sie zwischendurch auch noch einen Wodka kippen, diesen verflixten Wasserhahn bedienen und das Publikum charmant unterhalten. Nach eigenen Aussagen, waren sie im Boost-Modus oder war das doch der Herd? Völlig verständlich, dass sie das Schild des Technikers "Noch 20 Minuten" nicht mehr im Auge hatten. Der Ärmste wurde immer nervöser und wedelte fröhlich mit seinem Warnhinweis. Irgendwann konnte er sich bemerkbar machen und die Damen gaben noch mehr Gas. Perfekt getimt, zeitgleich mit der Durchsage: "Liebe Besucher, die Messe schließt in wenigen Minuten..." verteilten die Köchinnen die Probe-Portiönchen auf kleine Teller. Super hat es geschmeckt und ganz viel Spaß hat es gemacht.
Weitere Berichte bei:
Dinner um Acht
Moderne Topfologie
Mizzis Küchenblock
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4. Ich mache sonst nichts. Die Kommentare stehen einfach so unter dem Blog-Beitrag.
5. Wenn Du das nicht willst, nimm' einfach die Finger von der Tastatur.
6. Ich verkaufe keine Daten, ich mache keine Auswertungen damit und ich lösche nichts. Ich lebe ein ganz normales Leben und habe Freude am Kochen und am Teilen meiner Erfahrungen. Für alles andere habe ich keine Zeit, keine Nerven und keine Erfahrung.