Nach einer sehr staubigen Tagesfahrt über das Hochplateau des Jol erreichten wir den Rand des Plateaus und blickten wir in das trockene Band des Wadi Hadramauts. Die Orte sind wie auf einer Perlenschnurr aufgereiht. Einer davon ist Shibam. Unsere Fahrt ging erstmal weiter ins Wadi Doan. Das mussten wir im Morgengrauen des nächsten Tages unter dramatischen Umständen verlassen. Irgendwo hatte es geregnet und in kürzester Zeit war das Wadi geflutet. Wir haben es buchstäblich in letzter Sekunde noch geschafft herauszukommen. Das Wasser stand so hoch, dass es bereits unten an den Autotüren ins Wageninnere kam. Sogar auf das Frühstück haben wir damals verzichten. Nur schnell weg, war die Devise. Diese halbe Stunde für das Frühstück hätte uns wahrscheinlich gezwungen in Doan zu bleiben, bis sich die Fluten wieder aufgelöst haben. Wie lange so etwas dauert kann schlecht vorher bestimmt werden und hätte die gesamte Reise auf den Kopf gestellt.
Am nächsten Tag ging es nach Shibam, das an diesem Tag seinem Ruf als "Manhatten der Wüste" alle Ehre machte. Die Häuser der "Skyline" sind bis zu 25 Meter hoch und aus Lehm gebaut. Einige von ihnen stammen noch aus dem Mittelalter und der Baustil hat sich nie verändert. Die UN hat die Altstadt von Shibam berechtigterweise in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. Vom ersten Moment an hat mich diese Stadt in ihren Bann gezogen. Ich bin in einigen Häusern bis ins letzte Stockwerk geklettert und durch die schmalen Gässchen gelaufen.
Wie sieht es heute in Shibam aus? Ich weiß es nicht, die Situation ist unübersichtlich. Bereits bei unserer Reise 1999 wussten wir, dass dieses Land im Chaos versinken wird. Bei wikipedia habe ich gelesen, dass 2008 einige Häuser durch starken Regen eingestürzt sind. Das würde ich sehr bedauern und ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Wiederaufbau geben wird. So ist diese wunderbare Stadt dem Untergang geweiht.
Am Morgen nach unserer Übernachtung in Shibam mussten wir sehr früh losfahren und unser Guide Aisch, der übrigens fließend deutsch sprach, begrüßte uns mit "sabah al cher" und lernte uns die Antwort "sabah al nur". "Guten Morgen mit Licht" und "Guten Morgen mit Rosen", das sind die traditionellen arabischen Grußformeln früh morgens.
Diese Worte, viele kleine Details und große Eindrücke fallen mir immer sofort ein, wenn ich einen meiner jemenitischen Teelöffel in die Hand nehme. Gekauft habe ich sie in Shibam auf dem kleinen Marktplatz und ich verwende sie sehr gerne, manchmal auch völlig unsinnig, weil ich sie einfach gerne verwende.
Warum erzähle ich Euch das? Weil ich schon mal vorbereiten möchte, in Euren Küchenschubladen zu wühlen, ob da nicht ein schöner Gegenstand ist, den ihr im Urlaub erworben habt und heute noch gerne in der Küche verwendet. Vielleicht ist es ja auch eine besondere Zutat oder ein Gewürz, mit dem ihr eine schöne Reisegeschichte verbindet. Schon bald gibt es mehr Details. Also, haltet Eure Fundstücke schon mal gut fest.
Nachsatz:
Diesen Beitrag habe ich im Dezember 2013 konzipiert und geschrieben. Bis zur Veröffentlichung hat sich, nach meiner Einschätzung, die Situation im Jemen durch den Putsch und die Attentate in Paris wesentlich verschlimmert. Im Jahr 1999 waren überall noch die Spuren von Krieg und Zerstörung gesehen. Das Land hat damals eine Phase des Wiederaufbaus gestartet, aber rückwirkend betrachtet ging es immer weiter bergab.
Bei Deinen Fotos kriege ich Fernweh und hoffe, dass es dort irgendwann mal ruhiger wird und ich auch mal hinreisen kann...
AntwortenLöschenAuf Servus TV kam kürzlich eine Reportage, legendäre Routen, in der gezeigt wurde, dass in Shibam ein deutscher Architekt mit dem Aufbau beschäftigt ist und die Menschen vor Ort koordiniert und anleitet, damit diese einzigartigen Häuser bestehen bleiben, das läuft oder lief über die GTZ.
Schöne Erinnerungen für Dich. Danke fürs Teilen. :-)
Liebe Barbara,
Löschenvielen Dank für Deinen liebevollen Kommentar. Ich muss nach dieser Reportage suchen, aber ich habe die Befürchtung, dass sie bereits einige Jahre alt ist. Der Jemen hat eine ähnliche Geschichte wie Deutschland und war in Nord- und Südjemen gespalten. Wie bei uns gab es 1989 eine friedliche Wiedervereinigung. Der Nordjemen wurde hauptsächlich von der Bundesrepublik mit Entwicklungshilfe gefördert und der Südjemen von der DDR. Deshalb sind wir Deutschen dort auch sehr gut angesehen und haben uns lange dort engagiert. Ich fürchte, dass es für Menschen aus dem westlichen Ausland dort nicht sicher ist und sich kaum mehr jemand dort aufhält.
Ich wünsche Dir sehr, dass Du einmal dort hinreisen kannst, aber ich habe wenig Hoffnung. Leider wird die Welt im Moment wieder kleiner.
Ja, ich erinnere mich sehr gut an die Geschichte Jemens, gerade wegen dieser Ähnlichkeit. (Was Korea angeht, warten wir noch...) - Der Film war noch nicht so alt, ich habe aber jetzt auf die Schnelle nichts gefunden. 2010 jedenfalls war Tom Leiermann, so heißt der deutsche Architekt, noch in Shibam und hat dort gearbeitet, evtl. später auch noch, vielleicht ist er ja noch dort. Zu wünschen wäre es, die Stadt ist wirklich einmalig!
LöschenSo schnell kann ich gar nicht antworten, wie sich die Situation im Jemen verschärft. Ich wünsche es Dir sehr, dass Du diese Reise machen kannst. Auch Sanaa ist eine Märchenstadt und uns bleiben viele Erinnerungen und grandiose Fotos. Ich sollte wirklich mehr davon veröffentlichen.
LöschenOh...mein Kommentar ist wohl im Spam gelandet..oder im Nirgendwo. Deine captchas sind aber auch eine Herausforderung....
AntwortenLöschenWas ich sagen wollte...der Jemen zählt, zusammen mit Afghanistan, zu meinen Traum-Reisezielen. Ob das wohl irgendwann noch was wird? Danke für's Mitnehmen also.
Und eine Gegenstand in der Schublade....da weiß ich, was ich nehmen werde :-)
Ich habe im Moment leider wenig Hoffnung, dass wir in diese Länder reisen können. Und ich bin froh, für jede Reise, die ich schon gemacht habe.
LöschenEs freut mich, dass Dir gleich was passendes eingefallen ist und ich bin schon sehr gespannt darauf.