Die Weinrallye #101 steht unter dem schönen Motto "Herzensweine" und wird vom Blog "Drunkenmonday" veranstaltet. Ich beteilige mich gerne daran, wenn es passt und diesmal hat es super gepasst, weil mir sofort eine Geschichte eingefallen ist.
Es ist schon ein paar Jahre her, als wir einen guten Freund nach Tanzania begleiteten, um in der Serengeti eine Safari zu machen. Als Reiseveranstalter für Afrika besucht er regelmäßig seine Geschäftspartner, knüpft neue Kontakte und probiert neue Routen aus. Diese sogenannten "Pre-Touren" waren immer sehr spannend und wir durften so manchen Blick hinter die Kulissen werden. Diesmal kam mir eine ganz besondere Aufgabe zu. Für die Gäste auf der exklusiven Zelt-Safari sollte es gute Weine geben. Und die verantwortungsvolle Aufgabe, diese Weine auszusuchen wurde mir übertragen.
Ehrlich gesagt konnte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht vorstellen, dass es in Arusha überhaupt einen Weinhändler geben sollte. Doch, es gab einen und er war in einem Gebiet, dass man vielleicht als Gewerbegebiet beschreiben könnte. Dort war ein Sammelsurium an Hütten und kleinen Werkstätten, in denen Motoren und halb funktionstüchtige Autos zu bestaunen waren. Es war ein heißer Tag und ich war so gar nicht auf eine Weinprobe eingestellt. Wir fragten uns durch und landeten vor einer kleinen Halle mit Wellblechdach. Hatte es draußen gefühlte 40 Grad, hatte es unter dem heißen Dach gefühlte 50 Grad.
Vor mir lagen diverse Weinkarton-Stapel, eine Sortierung konnte ich nicht erkennen. Für mich unterschieden sie sich nur nach hohen und niedrigen Stapeln. Keine einzige Flasche stand bereit für eine Weinprobe, sie waren alle in Kartons verpackt. Vermutlich kaufte man nur Kartons. Unser Freund versuchte nun der anwesenden Mitarbeiterin zu erklären, dass wir gerne eine Weinprobe machen wollten. Ihrem Blick nach zu urteilen, wollte das hier noch nie jemand. Er blieb hartnäckig und erklärte ihr, dass er das mit dem Besitzer des Ladens ausgemacht hat. Ach so, der Chef, ja der Chef ist nicht da, der ist in Zanzibar und sie kann keinen Wein aufmachen.
Mir war inzwischen bewusst, wie Eiweiß denaturiert und ich fühlte mich, wie in einem großen Sous-Vide-Garer. Jetzt konnte nur noch ein Telefonat helfen und der Chef erinnerte sich an die Vereinbarung und stimmte der Weinprobe zu. Zu meinem Erstaunen gab es in dem Laden sogar einen Korkenzieher, aber der Verkäuferin war die Handhabung nicht vertraut. Gut, da konnten wir ja mal aushelfen. Ich war inzwischen wild entschlossen, die Weinprobe zuerst virtuell durchzuführen und versuchte die Anzahl der potentiell zu probierenden Weine deutlich zu reduzieren.
Also lief ich mal die Reihen ab und war sehr froh, dass sich dort auch viele Weine aus Italien und Frankreich befanden. Wir trafen die erste Entscheidung: in Tanzania sollte der Wein wenigstens aus Südafrika kommen. Damit war die erste Hälfte schon mal weg. Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern, welche Weine wir in den letzten Tagen getrunken hatten? Darunter war bisher nichts, was uns geschmeckt hat. Ein paar Weingüter sind mir eingefallen und deren Kartons fielen sofort auch durch das Raster.
Nun kam der große Moment wir stellten einige Flaschen Weißwein nebeneinander und wollten sie öffnen. Halt, Moment! Das geht doch nicht! Die Verkäuferin war sichtlich schockiert. Also, musste wieder das Handy raus und der Chef in Zanzibar angerufen werden. Jetzt klärte sich alles auf und der Korken durfte aus der ersten Flasche. In dem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich auf einer riesigen Glühwein-Probe bin. Wir nippten an verschiedenen Weinen, Begeisterung sieht anders aus. Irgendwie musste aber eine Lösung her, da die ersten Safari-Gäste bald ankommen würden. Todesmutig stellte ich mich einer zweiten Runde und meinte bei einem Wein zumindest Potential zu entdecken. Es war ein Chenin Blanc vom Weingut Backsberg aus Paarl in Südafrika.
Die erste Hürde war genommen. Und jetzt wurde es noch ein kleines bisschen schlimmer: Rotweinprobe! Aus reinem Selbstschutz traf ich eine strategische Entscheidung und überredete meine Begleiter nur die Rotweine von Backsberg zu probieren. Zu unserem Glück gab es nur drei verschiedene und wir legten uns, nach einer ganz, ganz schnellen Probe, auf zwei Weine fest. Den Merlot als "Einstiegsrotwein" und den Pumphouse Shiraz für danach.
Nach dem harten Stück Arbeit, fuhren wir ziemlich erleichtert zurück in die Mount Meru Game Lodge. Dort berichteten wir dem Chef von unserem Einkaufserfolg. Er hat sich sehr gefreut und am Abend eine Flasche Klein Babylonstoren mit uns geteilt. Das war sein Lieblingswein und stammte ebenfalls von Backsberg. Er war nur ein paar Tage vor uns bei diesem Weinhändler und hatte ihn aufgekauft.
Ein paar Tage später durften wir "unsere Schätze" dann auf der Safari selbst verkosten und ich war mit der Wahl sehr zufrieden. Wer genau hinsieht, kann auf dem Bild sehen, wie ich die Flaschen für das Abendessen vorbereite, während der Camp-Assistent liebevoll den Tisch deckt. Und auch ein echter bushcook ist endlich mal im Bild.
Ein paar Tage später durften wir "unsere Schätze" dann auf der Safari selbst verkosten und ich war mit der Wahl sehr zufrieden. Wer genau hinsieht, kann auf dem Bild sehen, wie ich die Flaschen für das Abendessen vorbereite, während der Camp-Assistent liebevoll den Tisch deckt. Und auch ein echter bushcook ist endlich mal im Bild.
Wer jetzt Lust verspürt eine Safari in Tanzania zu machen, der wird bei Globetrotter Select bestens beraten. Und ich bestelle immer wieder einmal ein paar Flaschen Backsberg-Wein. Diese Weinrallye hat mich wieder daran erinnert und alleine dafür war es schon ein toller Grund, mitzumachen.
Tolle Bilder und eine tolle Geschichte. Ich werde jett zwar nicht gleich die Safari buchen, aber ersatzweise (die Außentemperatur passt ja gerade auch hier) einen südafrikanischen Wein kalt stellen und meine Hatari-DVD suchen für einen schönen Abend.
AntwortenLöschenLiebe Anja,
Löschendas ist genau die richtige Einstellung zu dem Thema. Es freut mich sehr, dass ich Dich zu einem schönen Abend inspiriert habe.
Tolle Story! Aber schade, dass Du nur ein Weingut gefunden hast, war sicher auch den Umständen geschuldet.
AntwortenLöschenVielen lieben Dank, ich würde wirklich sehr gerne einmal eine gute Südafrika-Probe machen. An diesem Tag war ich mehr als glücklich, überhaupt dieses Weingut zu entdecken. Mehr war mir körperlich einfach nicht möglich.
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