Freitag, 1. September 2017

Rezension: Das Prinzip Sonntagsbraten von Christoph Brand

Gemeinsames Essen ist ein Stück Kultur und bietet Raum für Kommunikation und eine gute Zeit zusammen. Diese Philosophie kenne ich noch aus meinem Elternhaus und praktiziere sie auch mit meinem Mann. Dazu gehört für mich "richtiges" Essen, also Gerichte, die aus frischen Zutaten gekocht wurden und am besten noch saisonal und regional. Nur Fleisch ist einseitig und auf Fleisch verzichten möchte ich auch nicht. Die Mischung macht es und unter der Woche dürfen die Gerichte ruhig einfacher, aber trotzdem schmackhaft sein. Das ist die gehobene Alltagsküche, die ich bevorzuge.

Im Kochbuch "Das Prinzip Sonntagsbraten" stellt Christoph Brand seine Philosophie zu dem Thema vor und zeigt, mit vier saisonalen Wochenplänen, wie man gut kochen kann. Am Sonntag darf es etwas aufwändiger sein und deshalb gibt es für diesen Tag nicht nur Rezepte von ihm, sondern auch von Gastköchen aus seinem Netzwerk.


Christoph Brand machte seine Ausbildung zum Koch in seiner Heimatstadt Fritzlar. Bevor er sich selbstständig machte, arbeitete er als angestellter Koch und entwickelte sich bis zum Küchenchef. Mit den "Fliegenden Köchen" wurde er in Kassel schnell bekannt und konnte sich ein großes Netzwerk in der Branche aufbauen. Heute ist er hauptsächlich als Caterer für Musiker tätig und auf kulinarischen und musikalischen Festivals anzutreffen. Regelmäßig im Februar eröffnet er in Kassel das Pop-Up-Restaurant "Amys Weinhaus" und veranstaltet Menüabende mit Freunden aus seinem Netzwerk.

Im Fokus stehen die vier Jahreszeiten mit ihren saisonalen Produkten. Zu jeder Jahreszeit gibt es sechs Rezepte für die sogenannten Werktage, Montag bis Samstag. Dafür werden Zutaten verwendet, die es in jedem gut sortierten Supermarkt zu kaufen gibt und die alltäglich sind. Am Sonntag darf es etwas üppiger sein und so liefert nicht nur Christoph ein Rezept, sondern auch zwei oder drei Gastköche. Umrahmt werden die Rezepte von Texten mit Christophs Gedanken und einer sehr persönlichen Vorstellung der Gastköche. Dazu gibt es Fotos von der Entstehung des Buchs, die Lust auf das Kochen machen. In jeder Jahreszeit wird auch noch ein besonderer Produzent vorgestellt, sei es Winzer, Bauer oder Züchter.

Die Darstellung der Rezepte ist ganz klassisch, links Rezeptbild, rechts Zutatenliste und Zubereitungstext. Manchmal steht noch ein Tipp dabei, wie es leichter geht. Für die schnelle Einordnung sind die Rezepte kategorisiert in Fleisch, Fisch und Veggie. Mir hätte es gefallen, wenn auch noch die Personenanzahl angegeben wäre, für die die Rezeptmenge gedacht ist.

Die Rezepte überraschen, auf den ersten Blick wirken sie komplex und aufwändig. Wenn man aber noch einmal einen Schritt zurück geht und sich die Philosophie eines gepflegten Familienessens mit einfachen Zutaten in das Gedächtnis ruft, dann wird klar, dass Zubereiten nicht die Idee war, sondern Kochen. Die Rezepte haben als Basis das Handwerk und sind mit der Kreativität eines liebevollen Kochs zu neuen Gerichten verknüpft worden, die man nicht in jedem dritten Kochbuch wieder erkennt.

Bei der Auswahl des Rezepts, das ich nachkochen wollte, musste ich nicht lange nachdenken. Unsere Kürbispflanze im Garten meint es heuer besonders gut und ein Kürbis war schon so groß, dass er unbedingt geerntet werden musste. Gut, dass für den Herbst ein Rezept namens "Kürbis | Kerne | Kotelett" gab. Das bestand aus einem Schweinekotelett, Kürbisragout, Kernkrokant und Ofen-Pommes. Auch hier war die Zutatenliste auf den ersten Blick erschreckend lang, aber bei guter Vorbereitung ließ sich das Gericht fast im Handumdrehen kochen. Obwohl es für den Mittwoch gedacht ist, empfand ich es als ein Festessen und auch für den Sonntag würdig. Für mich war das Schönste natürlich, dass ich für den zweiten Tag noch einen Rest hatte.

Kürbis | Kerne | Kotelett
(Schweinekotelett, Kürbis-Ragout, Kürbiskern-Krokant, Ofen-Pommes)

















Fazit:
"Das Prinzip Sonntagsbraten" ist ein sehr persönliches Kochbuch. Mir gefällt es sehr gut, dass Christoph Brand seine Gedanken und Motivation zum Thema "gutes Essen für die Familie auf den Tisch" so klar und mit viel Spaß zwischen zwei Buchdeckel bringt. Die Rezepte gehören für mich in die Kategorie gepflegte Alltagsküche und sind ungewöhnlich und kreativ. Sie sind auch für die Gästebewirtung geeignet. Als Hobbykoch sollte man etwas Erfahrung mitbringen, man muss aber nicht sehr versiert sein, um die Gerichte nachzukochen.

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