Auch ich schätze mich sehr glücklich, dass ich ihn schon ein paar Mal persönlich erleben durfte. Das letzte Mal war es im Studio von einfach geniessen in München. Dort stellte er, gemeinsam mit seinem Co-Autor Thomas Vierich, das aktuelle Buch "Aroma Gemüse - Der Weg zum perfekten Geschmack" vor.
Die beiden Autoren haben keine Kochausbildung und kommen nicht aus der Gastronomie. Trotzdem sind sie ein kongeniales Autorenteam, da beide die Leidenschaft für Kochen und gutes Essen eint. Thomas Vierich lebt in Wien, ist Chefredakteur einer gastronomischen Fachzeitschrift und hat sich auch einen Namen als Krimi-Autor gemacht.
Thomas Vilgis ist Professor für Theoretische Physik an der Universität Mainz und leitet die Arbeitsgruppe "Molekulare Lebensmittelwissenschaften" am Max-Planck-Institut für Polymerforschung. Er arbeitet eng mit Spitzenköchen zusammen und hat bereits einige ungewöhnliche Kochbücher veröffentlicht. "Aroma Gemüse - Der Weg zum perfekten Geschmack" ist bereits die zweite gemeinsame Arbeit. Gestartet haben sie ihre Zusammenarbeit mit "Aroma - Die Kunst des Würzens".
Ohne das Buch aufzuschlagen ist bereits klar, dass es ein dicker Wälzer mit geballtem Wissen ist. Auch wenn Rezepte enthalten sind, ist es kein Kochbuch im herkömmlichen Sinne. Ich würde es eher als Enzyklopädie bezeichnen. Grundsätzlich geht es um Gemüse und Geschmack. Dabei gehen die beiden wissenschaftlich vor und verfolgen damit einen ganz anderen Ansatz, als ein ausgebildeter Koch. Das wurde mir bei der Buchvorstellung bewusst, als Manuel Reheis, der einige Gerichte aus diesem Buch nachgekocht hatte, meinte, dass es für ihn auch sehr interessant war und er anders heran gegangen wäre. So entsteht etwas Neues und die Möglichkeit von beiden Welten zu profitieren.
Das zentrale Kapitel des Buchs ist "Gemüse A bis Z". Hier war man sehr gründlich und hat alphabetisch so ziemlich jedes Gemüse aufgelistet, das bekannt ist. Die einzelnen Sorten werden auch noch in ihren unterschiedlichen Ausprägungen vorgestellt. Bei der Aubergine sind beispielsweise 19 unterschiedliche Sorten aufgelistet und kurz beschrieben. Der Geschmack eines Gemüse wird anhand eines Farbschemas, das zum Beginn des Kapitels erläutert wird, dargestellt. Dazu wurden alle Duftstoffe in acht farblich gekennzeichnete Gruppen eingeteilt. Die neunte Gruppe beschreibt scharf oder adstringierend wirkende Aromastoffe. So können, rein aus chemischer Sicht, jedem Gemüse seine idealen Geschmackspartner zugeordnet werden. Eine entsprechende Auflistung gibt es zu jedem beschriebenen Gemüse. Man kann sich umfassend über Zubereitung, Verwendung in unterschiedlichen Länderküchen, ideale Kombinationen, Geschichte und Botanik, Lagerhaltung und Einkauf, Saison und Anbau informieren. Sozusagen "on top" gibt es zu jedem Gemüse noch ein Rezept, das aufgrund der idealen Geschmackspartner entwickelt wurde. Es ist nahezu unmöglich, dieses Buch intensiv durchzuarbeiten, aber es ist ein sehr wertvoller Ratgeber, wenn man eine Antwort auf eine Frage sucht oder sich intensiv mit einem Gemüse beschäftigen möchte.
Vor dem Herzstück über die Gemüsesorten glänzt das Buch noch mit weiteren sachgerechten Informationen. "Gemüse - Genuss für alle Sinne" erklärt, wie wir die geschmackliche Vielfalt von süß, sauer, salzig und bitter schmecken können. Bei "Kleine Naturwunder" erfahren wir etwas über die molekulare Struktur von Gemüse. Das Kapitel "Gemüseküche" zeigt auf, wie unterschiedliche Zubereitungsmethoden Aroma, Geschmack und Textur verändern. Die "Kleine Geschichte des Gemüseanbaus" informiert über Ackerbau und Gartenbau und die Auswirkungen auf die Veränderung von Gemüse.
So gründlich, wie man das zentrale Thema Gemüse und Geschmack angegangen ist, so umfangreich ist auch der Anhang. Es gibt eine ausführliche Liste "Was passt wozu?", ein Schaubild "Mikronährstoffe im Vergleich", einen "Saisonkalender", ein alphabetisches "Register" und ein Literaturverzeichnis.
Wie bereits gesagt, im Fokus stehen nicht die Rezepte, sondern Wissen und Verstehen von Gemüse und Geschmack. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen ein Rezept nachzukochen, das mir bei der Buchpräsentation sehr gut geschmeckt hat. Die Kombination von Kräuterseitlingen mit Papaya fand ich sehr überraschend. Noch überraschender fand ich die Konsistenz der sous-vide gegarten Pilze, die wirklich an Kutteln erinnerte. Damals hat mir nur etwas Säure an der Papaya gefehlt und so habe ich mir erlaubt das neue Wissen mit meiner bisherigen Erfahrung zu kombinieren. Bei meinen Gästen ist das Gericht sehr gut angekommen. Das Rezept war gut beschrieben und hat bestens funktioniert. Die Darstellung ist ganz klassisch mit Zutatenliste und einem knappen, aber verständlichen Zubereitungstext. Nicht alle Rezepte haben ein Rezeptbild. Aus meiner Sicht ist das auch nicht nötig. Allerdings sind alle Gemüsesorten ausführlich auch mit einem Foto vorgestellt und das halte ich für wichtiger.
Saure "Kutteln" mit Papaya
Fazit:
"Aroma Gemüse - Der Weg zum perfekten Geschmack" ist ein Standardwerk, mit dem sich ein Hobbykoch, aber auch ein Profikoch weiter entwickeln kann. Es bietet Rat bei nahezu allen theoretischen Fragen, die sich im Zusammenhang mit Gemüse stellen. Wer neue Wege beschreiten und neue Kombinationen ausprobieren möchte, findet hier sehr viele Anregungen.
Thomas Vilgis (l.) und Thomas Vierich (r.) bei der launigen Buchvorstellung in München |
Aroma - Die Kunst des Würzens" bereits in der 4 Auflage erschienen. Der gleichen Systematik folgend behandelt das Buch Kräuter, Gewürze, Gewürzmischungen, Saucen, Pasten, Alkohole, Essige, Fette und Öle.
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6. Ich verkaufe keine Daten, ich mache keine Auswertungen damit und ich lösche nichts. Ich lebe ein ganz normales Leben und habe Freude am Kochen und am Teilen meiner Erfahrungen. Für alles andere habe ich keine Zeit, keine Nerven und keine Erfahrung.