Ein oder zwei Jahre später war ich wieder da. Erste, strahlend schöne, Häuser wurden sichtbar, noch viel mehr Baumaßnahmen und Goldgräberstimmung. In diesem Jahr war ich dreimal in Leipzig und habe mich in die Stadt verliebt. Die wundervolle Altstadt mit diesen vielen alten Häusern hat mir sehr gefallen. Zuhause habe ich Herrn bushcook gesagt: Du mußt Leipzig auch einmal sehen!
Die Anreise gestaltete sich schon schwierig, mit unserer gelben Plakette dürfen wir nicht in die Stadt fahren. Ein Taxi zu organisieren, das uns etwas außerhalb abholen sollte, wurde zum Abenteuer. Die erste Taxizentrale war so unmöglich, die können nicht einmal im Rahmen normaler Höflichkeitsregeln agieren. Die zweite dagegen war perfekt und kümmerte sich rührend um uns und unser zurück bleibendes Auto.
Da war ich schon etwas genervt und dann hat es mich voll getroffen. Leipzig, was haben sie aus Dir gemacht??? Die wunderschöne Stadt in das Korsett dieser überall gleichen Arkaden-Shopping-Zumutung gezwängt. Furchtbar!!! Vor lauter Leuchtreklame und Angebots-Schilder der unsäglichen Handelsketten kann man die herrlichen Fassaden überhaupt nicht mehr erkennen. Es gibt fast keine schönen, inhabergeführten Läden, nur Kommerzmüll at its best. Es hat mich richtig schockiert. Erschwerend kam noch dazu, daß wir an dem langen Wochenende mit dem Feiertag zur deutschen Einheit dort waren. Die Stadt war schwarz vor Menschen. Wer jetzt denkt: klar die Wende ging aus von Leipzig, das wird gebührend gefeiert. Pustekuchen, es gab so etwas wie einen Markt. Ich konnte schon gar nicht mehr hinsehen. Der letzte Schund, Kitsch und Quatsch wurde in den aufgestellten Buden angeboten.
Ich wollte unbedingt in den weltberühmten Auerbachs Keller. Bereits Goethe erwähnte ihn im "Faust". Also ein hochtouristisches Ziel in einer Phase des Hoch-Tourismus. Dem kann man nur mit tapferem antizyklischen Verhalten entgegentreten: Mittagessen um 15.00 Uhr! Da gibt es immerhin ein paar freie Tische.
Wenn man in Leipzig ist, sollte man den Auerbachs Keller nicht gesehen, sondern erlebt haben. Ich tue mich immer schwer mit sehenswerten Lokalen, in denen die Schaulustigen auf Besichtigungstour sind. Das ist ein Restaurant, die verdienen ihr Geld damit und die zahlenden Gäste sind auch genervt. Das haben sie dort gut geregelt und man kann sich wirklich normal an einen Tisch setzen.
Das Essen passte zur Gesamtstimmung und hatte ebenfalls Höhen und Tiefen. Einiges war sehr gut und hausgemacht. Anderes dagegen unlecker und manches sah aus wie gekauft.
kalte Schlemmerplatte |
Dreierlei von hausgemachten Sülzen |
mit Kartoffelpuffer |
Dialog von Orange und Schokolade mit marinierten Kumquats und knusprigem Krokant |
geeiste Leipziger Lerche serviert mit Quark-Limonen-Mousse und Himbeersauce |
Wenigstens das Löffelchen hatte Spaß und konnte ein paar neue Freunde gewinnen.
Ja leider,Entwicklung ist nicht immer was Leute davon erwarten...Das Essen gefaehlt mir garnicht;(
AntwortenLöschenDie Beschreibung 'unlecker' finde ich prima. Wir waren gestern beim Stanglwirt (weißt schon wo), da war es auch unlecker, wenn man Preis/Leistung sieht!
AntwortenLöschendanke für deine beschreibung der leipziger entwicklung. das unterschreibe ich voll und ganz. leider trifft das auf viele städte in unserer region zu. es gibt halt wenig entscheidungsträger, die mit gesundem verstand agieren. der tanz ums goldene kalb, jeder will sein scheibchen abhaben :(
AntwortenLöschen@ Dzoli
AntwortenLöschenda sagst Du etwas wahres.
@Ulla
ich weiß genau, was Du meinst...
@pe
Danke für Deine Zustimmung. Ich habe lange überlegt, was ich schreiben soll, aber so rückwirkend sehe ich unendlich vertane Chancen. Sachsen ist so schön, es hat uns wirklich in seinen Bann gezogen. Diese Fehlentwicklung hat es nicht verdient.
Lieber westdeutscher Besucher,
AntwortenLöschenes freut mich, dass damals, kurz nach dem Beitritt Mitteldeutschlands, die Fassaden der Begutachtung standgehalten haben.
Auch ich als Leipziger finde es schade, dass unsere Innenstadt nun mehr oder weniger mit Konsumtempeln und Werbung wie in Kassel, Dortmund oder Hannover verbaut ist. Jedoch: Das Bild, was man sich von Leipzig machen möchte, kann über den Besuch von Auerbachs Keller hinausgehen.
Und nur so als freundlicher Hinweis: Ja, die "Wende" ist sicherlich auch von Leipzig ausgegangen. Deswegen muss man nicht zwangsläufig den "Tag der deutschen Einheit" feiern bis der Arzt kommt . Es sind nämlich im Grunde genommen zwei verschiedene Dinge.
Lieber Eingeborener,
AntwortenLöschenwir haben Leipzig auch jenseits der Trampelpfade besucht. Ich berichte nur nicht über jedes Detail der Reise. Allerdings kommen noch zwei Blogeinträge mit dem Schwerpunkt "Leipzig".
Und ich würde mich sehr über Restauranttips für Leipzig freuen.
Here you go bushi ... ;)
AntwortenLöschen(meine) Resto-Tipps für Leipzig:
(teilweise ist mein Besuch dort schon länger her, aber ich hoffe mal, dass sich nix geändert hat ;) )
• Sol y mar (Frühstück/Brunch)
• Prellbock (für den großen Hunger)
• Restaurant "Mein Leipzig" (auf den Spuren von Goethe .. JA! Es gibt nicht nur Auerbachs Keller ;) )
• Steaktrain im Parkhotel (Viel Steak für viel Geld - aber auch Fisch)
• Drogerie (Crossover-Küche - auch schmackhaft)
• Escados (DER Argentinier in Leipzig - zumindest für mein Dafürhalten)
• Schaarschmidts (urig sächsisch, aber mit u.a. coq au vin auf der Karte)
• Dunkelrestaurant (sicher bekannt aus anderen Großstädten)
• Da Vito (DER Italiener in Leipzig - wurde dort noch nie enttäuscht - vor allem im Sommer zu empfehlen, da Gondelfahten auf dem Karl-Heine-Kanal von dort aus möglich sind)
Die Jungens von google helfen sicherlich beim Suchen der entsprechenden Adressen Lachen
P.S.: Im Ratskeller isst man auch sehr gut - wie sicherlich in jeder anderen Großstadt auch :D
Hallo Kant,
AntwortenLöschenvielen Dank für Deine Mühe. Das ist doch eine schöne Sammlung, nach jedem Geschmack etwas dabei. Bei meinem nächsten Leipzigbesuch teste ich gerne mal.