Donnerstag, 15. Mai 2014

Gelbe Karte in der Stromburg von Johann Lafer?

Die schönen Tag an der Mosel im Haus Waldfrieden waren viel zu schnell vorbei und wir traten die Heimreise an. Die erste Etappe war sehr kurz, weil wir endlich einmal in Johann Lafers Stromburg essen gehen wollten.

Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist dieses blöde Gerücht über Gäste, die sich nicht benehmen können, erstmals im Zusammenhang mit ihm aufgetreten. Damals sollte ein Pärchen beim Essen gewesen sein und gegenseitig von den Tellern probiert haben. Mit der Rechnung kam angeblich ein kleiner Zettel, dass man künftig bitte nicht mehr kommen möge, weil man nicht zum Restaurant passt. Johann Lafer hat damals einen Geldbetrag ausgelobt, damit ihm endlich einmal jemand diesen Zettel bringt. Zwischenzeitlich tauchte diese dumme Geschichte auch mit anderen prominenten Köchen auf. In der letzten Zeit habe ich es vermehrt mit Alfons Schuhbeck gehört.

Bei unserem Besuch habe sehr bedauert, dass dies nicht gängige Praxis in der Stromburg ist. Am Nachbartisch sass ein Paar im mittleren Alter und deren Benehmen bei Tisch war richtig schlimm. Nichts war recht, ganze Gerichte gingen unangetastet zurück. Das ganze gipfelte noch darin, dass sie den Sommelier fast komplett für sich alleine beschäftigten. Der arme Kerl hat mir richtig leid getan. Dieser Wein nicht, jener Wein nicht, und überhaupt am liebsten alles ganz anders, aber wie konnten sie auch nicht sagen. Wenn denen die Rote Karte gezeigt worden wäre, hätte ich vollstes Verständnis dafür gehabt. Das passierte natürlich nicht, im Gegenteil, der Service hat sich ganz besonders bemüht, den Gästen alles recht zu machen.

Das Menü hat uns sehr gut gefallen und wir waren positiv überrascht. Erwartungsgemäß war Johann Lafer nicht anwesend, er wird aber durch ein intensives Produktplacement würdig vertreten. Bereits die Lobby des Hauses ist ein umfangreicher Lafer-Shop. Vom Hotel hatte ich mir mehr erwartet, da passt das Preis-Leistungs-Verhältnis für mich nicht. Lächerlich wird es dann wenn man vor Ort ein Kochbuch erwirbt und bittet ob Herr Lafer es signieren könnte. Selbst als Hausgast mit einer doch stolzen Rechnung möchte man ernsthaft Portogebühren. Das ist mir noch nirgendwo passiert und ich fand das so kleinlich, dass ich darauf verzichtet habe.


Radieschenkaltschale, gepoppter Amaranth mit Ziegenfrischkäse und Berberitzen, Trüffelmousse mit Chili-Schokolade

Wachtelbrust, Wachtelei, Tomaten-Thymian-Chutney, Basilikumöl

Terrine und Gebratenes von der Gänseleber mit Bachkresse und grünem Apfel

Kalbsessenz mit Schalottenravioli, Tatar und Markklößchen

Gebratener Glattbutt in Kapern-Zitronensud mit Spinat und Hollandaise

Eigelbpraline mit Petersilienspinat und Perigordtrüffel

Kalamansisorbet mit Kokos und Zitrone

Gebratene Hochrippe vom Rind, Spargel, Sojabohnen und Bärlauchsauce

Variation vom Ziegenkäse mit Rhabarber und Thymianhonig

Joghurttörtchen mit Gurke, Kerbel und Limette

Käsekuchen, Rhabarberschnitte, Curryeis, Macaron, Himbeergelee

Pralinenauswahl

14 Kommentare:

  1. "durch ein intensives Produktplacement würdig vertreten" - das hast Du aber schön gesagt. :-)
    Das Essen hätte ich aber gerne gehabt....

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das konnte ich gar nicht anders formulieren, aber das Essen war wirklich sehr fein und auch optisch sehr schön.

      Löschen
  2. Ein Prachtbeispiel dafür, wie sich schlechte Erlebnisse kleinster Art ebenso festsetzen wie der opulente Abend. So stehen minimale Portogebühren einem sehr guten Menü gegenüber. Schade.

    Trotz allem: Schöner Bericht, gut beschrieben - will ich jetzt auch :-)
    LG, Holger

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Es gehört eben alles dazu. Ich war vor zwei Tagen bei Tim Raue zum Mittagsmenü alleine und habe mein eigenes Buch mitgebracht. In der Stromburg haben wir es ja auch noch gekauft. Obwohl die Rechnung bei Raue nur ein Bruchteil von der Rechnung bei Lafer war, wird mir dort das Buch ohne Portogebühren zugesandt. So kenne ich es von allen Häusern, in denen ich bis jetzt war und der Chef nicht im Haus war. In meinen Augen ist es sehr kleinlich, das zu verlangen.

      Löschen
  3. in einem der perfektesten *** in deutschland sass dieses paar mal bei uns am nebentisch, mäkelte an köstlichsten speisen rum, schickanierte das extrem professionelle und kompetente personal, nassauerte gratis-häppchen und champagner, als die endlich gingen, atmete der ganze saal hörbar auf...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich weiß genau was Du meinst *seufz*. In Frankreich habe ich es einmal erlebt, dass man dem Gast höflich zu verstehen gab, dass es jetzt genug ist und damals waren wir auch alle froh.

      Löschen
  4. Stimmt, das Produktplacement in der Stromburg ist mir auch als erstes aufgefallen. Gut gegessen, haben wir dort auch zum Glück ohne mäkelnde Tischnachbarn. ;-)

    AntwortenLöschen
  5. Es ist ein Fehler, während des Heilfastens derartige Bilder anzuschauen, seufz.LG Claudia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, liebe Claudia, das war keine gute Idee. Das Menü war wirklich sehr fein und hat die Begleitumstände nicht verdient.

      Löschen
  6. "Sauberer" und klug recherchierter Bericht - damit lässt sich was anfangen.

    AntwortenLöschen
  7. Portokosten....ich glaubs ja kaum. Und das bei Hausgästen. Schade, echt. Aber freut ,mich, dass Du fein gegessen hast. Immerhin.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Meine Liebe, da siehst Du mal, wie gut Deine Auffassung von Dienstleistung ist. Du schickst Deinen Feriengästen alles hinterher, ohne an Porto-Erstattung auch nur zu denken.

      Löschen

Was passiert, wenn Du hier einen Kommentar hinterlässt?
1. Ich freue mich darüber.
2. Ich versuche ihn in den nächsten Tagen zu beantworten.
3. Dein Kommentar und Dein Kontakt wird gespeichert. Das ist ein Standard von Blogger, dem Tool, das ich nutze, um diesen Blog zu schreiben.
4. Ich mache sonst nichts. Die Kommentare stehen einfach so unter dem Blog-Beitrag.
5. Wenn Du das nicht willst, nimm' einfach die Finger von der Tastatur.
6. Ich verkaufe keine Daten, ich mache keine Auswertungen damit und ich lösche nichts. Ich lebe ein ganz normales Leben und habe Freude am Kochen und am Teilen meiner Erfahrungen. Für alles andere habe ich keine Zeit, keine Nerven und keine Erfahrung.