Seit einigen Jahren geht der Trend bei den Kochbüchern und in den Küchen von Profis und Amateuren zu vergessenen Gemüsesorten. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, gibt es auch kaum etwas zu vergessenen Obstsorten, mal von der Renaissance der Quitte abgesehen.
Noch nie habe ich mir Gedanken über Nutztierrassen gemacht. Bei Fleisch scheiden sich die Geister. Die einen verzichten völlig darauf und leben vegetarisch oder vegan, den anderen ist es egal was sie essen und nehmen die Nachteile der Massentierhaltung billigend in Kauf. Glücklicherweise gibt es einen dritten Trend, der Wert auf gutes Fleisch aus artgerechter Haltung legt und die gesamte Verwertung des Tiers "from nose to tail" propagiert.
So sind in den letzten Jahren Namen wie Schwäbisch-Hallisches oder Bentheimer einem größeren Kreis bekannt geworden. Aus Spitzen-Restaurants kennen wir Limousin, Galloway oder Angus. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ab jetzt anfange intensiver nachzudenken. Aus dem Stehgreif könnte ich viel mehr afrikanische Gazellenarten aufzählen, als Nutztierrassen.
Jens Mecklenburg hat nun im oekom-Verlag sein Buch "Raritäten von der Weide - 66 Nutztiere, die Sie kennenlernen sollten, bevor sie aussterben" veröffentlicht. Und ich habe bei diesem Thema wirklich Nachholbedarf.
Der geborene Hamburger Jens Mecklenburg ist Food Journalist und war als Gastro-Kritiker für die "Kieler Nachrichten" tätig. Heute lebt er in Kiel und betreut die NDR-Sendung "Schleswig-Holstein mit Genuß" und ein "Genießer-Projekt" für das Schleswig-Holstein-Musik-Festival.
In seiner Einführung stellt er die provokante Frage: "Was sind uns unsere Nutztiere wert?" und beschreibt die Zusammenhänge sehr lesenswert. Die fünf folgenden Kapitel sind den Tieren gewidmet:
- Vom Ur- zum Hausrind - Quantensprung für die Menschheit
- Ich glaube mein Schwein pfeift - Wo ist das glückliche Hausschwein geblieben?
- Lammfromm - Die friedlichen Landschaftspfleger
- Stolz sie Oskar - Kapriziöses Tier mit Kultstatus
- Ich wollt, ich wär ein Huhn - Von stolzen Hähnen und schnatternden Gänsen
Jedes Kapitel startet mit einem Einleitungstext und stellt die unterschiedlichen Tierarten mit einem kleinen Schwarz-Weiß-Foto und amüsant zu lesenden Portraits vor.
Im Anhang finden wir umfangreiches Adressmaterial zu Vereinen, Zoos, Bezugsquellen und weiterführender Literatur. Dabei wurden Adressen in Deutschland, Österreich und der Schweiz berücksichtigt.
Fazit:
Der Erhalt der unterschiedlichen Nutztierrassen kann nur funktionieren, wenn man sie nutzt, sprich: isst. Die alten Rassen sind für die Turbomast nicht geeignet, sondern müssen in der althergebrachten bäuerlichen Landwirtschaft gehalten werden. Und diese Bauern müssen sich mit ihrer Arbeit ins Verdienen bringen. Dies bedeutet, dass wir auch beim Fleisch verstärkt auf die Regionalität und Qualität schauen müssen. Es ist auch selbstverständlich, dass das Tier nicht nur aus Filet besteht und wir nur ein paar Cent dafür bezahlen müssen. Wenn Fleisch, dann gutes Fleisch - das sollte unser Handeln bestimmen. Das Buch "Raritäten von der Weide" ist ein sehr guter Ratgeber, um sich mit dem Thema vertraut zu machen und sich damit auseinander zu setzen. Ich bin jetzt so neugierig geworden, wie unterschiedlich die Tiere aussehen, dass ich mir Farbfotos oder ein Poster mit allen Bildern gewünscht hätte. Vermutlich wäre der günstige Preis von 18,95 EUR dann nicht haltbar gewesen.
Dieser Beitrag wird auch bei Tierfreitag aufgenommen. Dies ist eine Aktion von Katharina Seiser, wo Blog-Berichte mit tier-freien (veganen) Rezepte und Berichte über vorbildliche Tierhaltung gesammelt werden.
Freitag, 4. Juli 2014
5 Kommentare:
Was passiert, wenn Du hier einen Kommentar hinterlässt?
1. Ich freue mich darüber.
2. Ich versuche ihn in den nächsten Tagen zu beantworten.
3. Dein Kommentar und Dein Kontakt wird gespeichert. Das ist ein Standard von Blogger, dem Tool, das ich nutze, um diesen Blog zu schreiben.
4. Ich mache sonst nichts. Die Kommentare stehen einfach so unter dem Blog-Beitrag.
5. Wenn Du das nicht willst, nimm' einfach die Finger von der Tastatur.
6. Ich verkaufe keine Daten, ich mache keine Auswertungen damit und ich lösche nichts. Ich lebe ein ganz normales Leben und habe Freude am Kochen und am Teilen meiner Erfahrungen. Für alles andere habe ich keine Zeit, keine Nerven und keine Erfahrung.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Sehr wahr, Dorothée,
AntwortenLöschenaber lass dir Zeit.
Wir haben ja über 30 Jahre in der Nähe der Hohenloher Bauern gewohnt, die uns das Schwäbisch-Hällische Schwein gegen alle Widerstände und gegen die damaligen Wünsche der Verbraucher erhalten haben und haben das verfolgt. Ich erinnere mich noch gut an die absolute Verständnislosigkeit, als ich vor vielen Jahren nach marmoriertem Fleisch fragte. Übrigens - in der Pflanzenwelt ist es genau so.
Soll ich mir das Buch schon wieder kaufen :-)?? Ich überlege noch......
Grüßle vom Tölzer Feuerkopf
So wie ich Dich kenne, bist Du mit Deinen Überlegungen zum Ende gekommen und bereits im Besitz des Buchs :-).
LöschenMir gefällt es sehr gut und es ist das Einzige in der Art, das ich kenne.
Hallo Dorothée,
AntwortenLöschenDanke für den Beitrag - habe ich noch nie drüber nachgedacht!!! Schöne Abendlektüre :-) Schönes Wochenende... Alissa
Freut mich sehr, liebe Alissa, dass ich Dir eine Anregung geben konnte.
Löschen......fast richtig:-). Übers Wochenende waren die Kinder da und und ich durfte mit Begeisterung mal wieder groß kochen ( wie bei Mama eben:-)
AntwortenLöschenJetzt haben Mr. Feuerkopf und ich, nachdem ich ihm deine Rezension vorgelesen habe, beschlossen das Buch sofort zu bestellen:-))
Grüßle vom Tölzer Feuerkopf