Als Münchner Kindl trinke ich gerne auch fränkische Weine und hier bevorzugt den Silvaner. Schon lange bin ich der Meinung, dass jedem guten bayerischen Wirtshaus auch eine Handvoll gute fränkische Weine auf der Getränkekarte gut zu Gesicht stehen würde. Und ich weiß, wovon ich rede, da ich zum Essen lieber Wein als Bier trinke. Zu einem Schweinebraten ist ein Glas Silvaner eine wunderbare Getränkebegleitung. Was da manchmal ausgeschenkt wird, ist leider kein Hochgenuss.
Im Mai durfte ich auf Einladung vom "Haus des Frankenweins" an den Würzburger Weintagen teilnehmen. Seitdem bin ich noch mehr überzeugt, dass wir mehr fränkische Weine trinken sollten.
Würzburg präsentierte sich von seiner schönsten Seite. Bei strahlendem Sonnenschein trafen wir uns auf der Alten Mainbrücke zum Brückenschoppen. Diese markante Brücke gehört zu den wenigen Brücken, die ich auf einem Foto sofort einer Stadt zuordnen kann. Ihr Erkennungsmerkmal sind die großen Brückenheiligen und in den letzten Jahren ist sie auch für den schönen Brauch bekannt geworden, sich dort auf ein Glas Wein zu treffen. Das geht ganz unkompliziert. Drei Betriebe schenken glasweise fränkische Weine aus und, da für das Glas ein Pfand bezahlt wird, kann man sich damit auf der Brücke frei bewegen und sich auch einfach zu Füßen der Brückenheiligen auf eine Bank setzen und die Seele baumeln lassen.
Unser Spaziergang zum Bürgerspital durch die historische Altstadt wurde von der Stadtführerin Sonja Wagenbrenner kurzweilig als interessante Stadtführung gestaltet.
Das Bürgerspital nur als Weingut zu beschreiben, würde ihm in keinster Weise gerecht werden. Seit über 700 Jahren verfolgt die "Stiftung Bürgerspital zum Hl. Geist", so der offizielle Name, die soziale Aufgabe, sich um alte Menschen zu kümmern. Die Stiftung unterhält verschiedene Seniorenstifte und -wohnheime, einen ambulanten Pflegedienst und ein Geriatriezentrum. Zur Finanzierung trägt das VDP-Weingut mit 120 ha Rebfläche bei.
In der großen Kelterhalle des Bürgerspitals fand die große VDP-Jahrgangspräsentation statt. Alle fränkischen VDP-Weingüter präsentierten dort ihre Weine des Jahrgangs 2016. Das ist eine tolle Gelegenheit, sich über die Vielfalt und Qualität der fränkischen Weine zu informieren. Weine einiger Weingüter, wie Schloss Castell, Bickel-Stumpf und Horst Sauer konnte ich bereits bei anderen Gelegenheiten kennenlernen. Gefreut habe ich mich über die Neuentdeckung des Silvaners von Rudolf May, der perfekt zu Spargel passt.
Am zweiten Tag wurde es ganz offiziell, aus rund 270 fränkischen Weinen sollten die Besten gewählt werden. Dazu traf sich die Jury im Museum Kulturspeicher, um ausgiebig zu verkosten. Mir hat die Mischung aus Sommeliers, Wein-Experten, Wein-Journalisten und -Bloggern sehr gut gefallen. Der kollegiale Austausch war sehr bereichernd für mich und diese Jury-Arbeit ist wirklich Arbeit. Die Weine werden in "Flights" mit drei bis vier unterschiedlichen Weinen verkostet. Jedes Jurymitglied vergibt Punkte, wobei in der Gruppe, die am gleichen Tisch sitzt, auch noch diskutiert wird, um extreme Ausreißer zu vermeiden. Ich war froh über meine Gruppe, die Weißweine verkostet hat. Rotweine oder Süßweine stelle ich mir wesentlich schwieriger vor.
Nach der ersten Verkostungsrunde haben wir uns das Mittagessen redlich verdient. Nachmittags stand die zweite Runde an. Die am besten bewerteten Weine des Vormittags wurden nun erneut verkostet und bewertet. Dabei wurden die Jurygruppen neu zusammengestellt, um ein möglichst objektives Ergebnis zu erhalten. Der logistische Aufwand ist enorm und mit viel Engagement wird darauf geachtet, die Weine optimal zu präsentieren. Die Weißweine müssen gekühlt werden und für jede Gruppe gibt es einen eigenen Kühlschrank. Es wird blind verkostet. Das bedeutet, dass alle Flaschen einen Überzug tragen, damit sie von der Jury nicht erkannt werden können. Das bedeutet für das Team hinter den Kulissen höchste Konzentration, damit jede Flasche in der richtigen Reihenfolge ausgeschenkt wird und keine Verwechslungen vorkommen. Das Einschenken übernehmen sehr charmant und professionell die fränkischen Weinprinzessinnen. Die amtierende fränkische Weinkönigin, Christina Schneider, durfte als Jury-Mitglied teilnehmen und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sie in meiner Gruppe war.
Leider war es mir zeitlich nicht möglich, an der anschließenden feierlichen Preisverleihung der besten fränkischen Weine teilzunehmen. Das Ergebnis und die prämierten Weine gibt es hier nachzulesen.
Einen schönen Bericht über die Jury-Arbeit findet Ihr beim Kollegen Schnutentunker.
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