Montag, 31. Oktober 2016

Lockerer Genuss in der Westend Factory, München

Warum geht "man" nicht in ein Hotel-Restaurant? Ich muss mich da an der eigenen Nase packen. Ich mache das auch nicht. Deshalb bin ich immer froh, wenn es mir Einladungen ermöglichen, über meinen Schatten zu springen. So wie vor kurzem, beim Besuch der Westend Factory im Münchner Westend. Dort wurde mit viel Liebe zum Detail ein modernes und trotzdem gemütliches Restaurant eröffnet.

Als ich vor dem großen Komplex des Hotels Sheraton Westend stand, war ich gespannt, was mich Inneren erwarten würde. Die Überraschung ist gelungen. Im Inneren erwartete mich ein sehr ansprechendes Ambiente und eine herzliche Begrüßung von den Service-Mitarbeitern.

Auf der Karte stehen einige Vorspeisen, Steak-Spezialitäten und ganze Fische mit Tagesbeilagen. Für die Süßschnabel gibt es auch noch ein Dessert. Man soll sich in der Westend Factory wohl fühlen und ungezwungen geniessen. So gehört es zum Konzept, dass die Gerichte im Family-Style serviert werden. Das ist für Paare, Familien oder Freundesgruppen geeignet. Unsere Gruppe hatte viel Freude an diesem Abend.

Der Küchenchef Sven Segler ist schon einige Jahre bei Sheraton und verdiente sich erste Sporen bei Johann Lafer auf der Stromburg und bei Heinz Wehmann im Landhaus Scherrer, Hamburg. Seine Liebe gehört der frischen, kreativen Küche mit saisonalen und regionalen Zutaten. Hier pflegt er einen intensiven Kontakt zu den heimischen Produzenten. Mit der gleichen Begeisterung agiert Heinrich Dominici im Service und hat eine gepflegte Weinkarte zusammen gestellt. Natürlich sind darunter auch einige Winzer aus seiner österreichischen Heimat.

Wer unkomplizierten Genuss sucht, der sollte der Westend Factory einmal einen Besuch abstatten. Zur Eröffnung gibt es ein besonderes Angebot. Beim ersten Besuch und Bestellung von Vorspeise, Hauptspeise und einem Glas Wein, wird der Wein auf Wunsch solange nach geschenkt, bis der Gast "Stop" sagt. Diese Aktion gilt bis 18. November 2016.

Frisches Brot mit Walnuss-Honig-Frischkäse

Gebeizter Ochs, Saubohnen, Kernöl

Kräuterseitlinge, Bierkäse, Gremolata

Josi's beschwipste Forelle
Forelle, Kürbis-Savarin, Grüne Soße

Almochsen-Tatar

Steakauswahl mit frischem Salat, Gemüse und Kartoffeln

Saibling vom Starnberger See
mit den gleichen Beilagen, wie beim Fleisch

Küchenchef Sven Segler

"Willi's Crumble" mit Rotwein Sabayon

attraktive Weinauswahl


Sonntag, 30. Oktober 2016

Lokal: Das Kochexperiment - die 12. Challenge

Lokal wollen sie kochen. Darunter verstehen Simon Tress und Georg Schweisfurth nur Lebensmittel zu verwenden, die in einem Radius von 15 Kilometer um die "Feuerstelle" verfügbar sind. Eine Ausnahme gibt es: Salz, das bringt Simon immer mit. Verfügbar heißt nicht käuflich zu erwerben, sondern erzeugt und "Feuerstelle" ist ernst gemeint.

Das Projekt:
Ein Kochlesebuch, in dem die 11 Reisen mit Texten, Fotos, Adressen, Rezepten und ganz viel Spaß dokumentiert werden.

Die Challenge:
Einmal im Monat wurden in der Facebook-Gruppe Lokal mögliche Reiseziele vorgeschlagen. Aus den Vorschlägen wurde einer ausgelost und die Mission startete. Mit Salz und jeder Menge Koch-Equipment fuhr das Team dort hin und recherchierte mögliche Bezugsquellen. Dann ging es zum Einkaufen und ans Kochen. Am Abend kamen die geladenen Gäste, meist die Produzenten und andere neue Bekanntschaften zum gemeinsamen Essen.


Es war Ehrensache, dass das neue Buch "Lokal: Das Kochexperiment" nicht einfach nur vorgestellt, sondern als 12. Challenge präsentiert wurde. Zu meiner großen Freude durfte ich die Beiden den ganzen Tag begleiten und sozusagen hautnah erleben, wie man sich bei diesem Abenteuer fühlt.

Zum Abendmenü war eine Gruppe von rund 40 Journalisten in das Münchner Lola-Montez-Haus eingeladen. Dieses sehenswerte alte Häuschen liegt am südlichen Stadtrand und ermöglichte auch Produzenten im Münchner Umland einzubeziehen. Dies war dringend nötig, da es in einer Großstadt wie München kaum bio-zertifizierte Erzeuger gibt.


Die Einkaufstour startete in Pasing, bei der Bio-Gärtnerei von Florian Kamlah. Auf den Freiflächen wuchs noch jede Menge Gemüse, darunter Rosenkohl, Wirsing und Lauch. In den Gewächshäusern entdeckten wir Tomaten, Fenchel und viele Kräuter. Der kleine Hofladen überraschte mich, welche Vielfalt die Familie Kamlah anbaut und verkauft. Wir durften sogar eine Rarität mitnehmen, die kleinen sehr stacheligen Litschi-Tomaten. Leider wird das ein einmaliges Vergnügen bleiben, da die Stacheln den Anbau sehr schmerzhaft machen. Nächstes Jahr wird es keine mehr geben.


Mit Gemüse, Obst und Kräutern waren wir sehr gut versorgt und brauchten jetzt noch Fleisch, Eier, Honig (sehr wichtig, da Zucker nicht in Frage kommt) und ein paar Zutaten mehr. Dafür hat Simon Tress bereits mit der Familie Köglsperger vom Stollhof Kontakt aufgenommen. Der Schreck fuhr Georg Schweisfurth in die Glieder, als er auf das Navi blickte. 50 Kilometer stand da. Aber es war alles in bester Ordnung, da wir uns an den beiden äußersten Rändern des 15 Kilometer-Radius befanden und die Fahrt über die Autobahn nie der kürzeste Weg ist.


Seit 40 Jahren betreibt die Familie Köglsperger in Deining organisch biologischen Landbau und vermarket ihre Erzeugnisse direkt. In dem kleinen Hofladen bekamen wir alle Zutaten, die wir noch für unser Abendmenü brauchten. Damit ging es jetzt schnell ins Lola-Montez-Haus, das exakt 15 Kilometer vom Stollhof entfernt liegt.

Simon Tress und seine Sous-Chefin Aylin Weirowski hatten schon die Zutaten und das Koch-Equipment ausgepackt. Jetzt galt es in Windeseile das Drei-Gang-Menü für 40 Gäste zu kochen.


Mit vereinten Kräften ging es dem Gemüse an den Kragen. Wir schnibbelten um die Wette und langsam näherten sich die ersten Gäste. Wer nicht schnell genug wieder weg war, hatte gleich ein Messer in der Hand und durfte mithelfen. Irgendwann war es dann vollbracht und alles war in die passenden Formen und Größen geschnitten.

Im Garten vor dem Haus hatte Simon Tress schon die "Feuerstelle" zum Glühen gebracht und darauf wurde geräuchert, gegrillt und gekocht.


Irgendwann war auch fertig damit, eine Kiste Wirsingblätter in feine Streifen zu schneiden und ging nach oben, zu den festlich gedeckten Tischen. Jetzt konnte die eigentliche Veranstaltung mit dem gemeinsamen Abendessen und vielen Erzählungen und Video-Mitschnitten von den Reisen starten.


Unser Menü hat sehr gut geschmeckt und ich habe wieder einmal gelernt, dass Kochen etwas anderes ist, als sich stoisch an ein Rezept zu halten. In der Selleriesuppe schwammen kleine Fleischbällchen, die mit Chili, statt mit Pfeffer gewürzt waren. Obenauf gab es ein Topping aus getrocknetem Lauchgrün. Der Hauptgang hatte unglaublich viele Komponenten, die die beiden Köche in kürzester Zeit gezaubert hatten. Von der Rinderschulter wurde eine Hälfte wie ein Tafelspitz gekocht und die andere für ein Ragout mit Tomaten geschmort. Dazu gab es Dinkelrisotto, gegrillten Lauch, Grünkohl-Chip, Kürbisespuma und eine große Portion Salat aus meinen Wirsingstreifen. Das Fleisch stammte von einem ganz lieben und braven Stier, versicherte mir Frau Köglsperger, die meine Tischnachbarin war. Das Dessert war eine sehr ungewöhnliche Kombination aus gedünsteten Birnen und geräuchertem Fenchel. Dazu kamen noch Hippen und für jeden eine halbierte Litschi-Tomate als Topping.


Es war schon spät, als dieser bunte und lustige Tag zu Ende ging. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, mitzuerleben, mit offenen Augen lokale Produkte zu entdecken und mit viel Phantasie und Improvisationsgeist daraus schöne Gerichte zu kochen. Diese Stimmung vermittelt auch das liebevoll gestaltete Buch "Lokal: Das Kochexperiment" und nimmt den Leser mit, auf 11 überraschende Reisen. Die beiden Autoren wollen damit anregen sich wieder auf alte Traditionen zu besinnen und beim Nachbarn einzukaufen. Bei den Rezepten findet sich etwas für jede Saison. Manchmal gab es im 15 Kilometer-Umkreis kein Fleisch und so sind eben auch vegane Rezepte enthalten. Es geht nicht darum diese Rezepte detailgetrau nach zu kochen. Es geht darum mit lokalen Zutaten überhaupt zu kochen. Deshalb kann in der heimischen Küche selbstverständlich auch Bio- oder Supermarkt-Ware verwendet werden. Zutaten wir Pfeffer oder Zitronensaft sind bei den Rezepten als Alternative angegeben.

Samstag, 29. Oktober 2016

Panettone-Dessert im Restaurant Acetaia, München

Der Besuch in italienischen Restaurants ist privat leider zur großen Seltenheit geworden. Dabei schätze ich die italienische Küche und ganz besonders die Pasta-Gerichte sehr. Eine Einladung in das Münchner Restaurant Acetaia hat mich ganz besonders gefreut.

Es liegt am äußeren Ende der Nymphenburger Straße, fast schon am Kanal, in einer Wohngegend. Der Eingang liegt hinter einem kleinen Garten, der für ein sehr verwunschenes Ambiente sorgt. Der Name Acetaia bezieht sich auf den Essig und hier im besonderen auf den Aceto Balsamico. Der "Namenspatron" findet sich als kleines Holzfass im Gastraum wieder. Dort wird der edle Aceto Balsamico Tradizionale gelagert, der zu excellenten, frischen Ravioli auf den Teller kommt. Wer mag kann sich auch ein Fläschchen für zuhause kaufen.



An dem Abend hatte ich ein paar Mal den Satz eines Blogger-Freundes im Ohr: "In München ist der Edel-Italiener erfunden worden." Ja, edel ist es dort, von der schönen Jugendstil-Einrichtung bis zu den Speisen auf der Menükarte. In dem schönen Ambiente kann man sich sehr wohlfühlen und die Herzlichkeit des aufmerksamen Service tut ein übriges dazu.

Es gibt nichts zu sagen, gegen ein Abendessen mit Pizza und Pasta, aber ein klassisches italienisches Menü ist ein besonderer Genuss. Es besteht immer aus vier Gängen. Nach der Vorspeise folgt der obligatorische Pasta-Gang, der auch ein Risotto sein kann. Beim Hauptgericht stehen Fleisch oder Fisch im Mittelpunkt. Zum Finale wird ein Dessert serviert.

Das Dessert war der Hauptgrund unseres Besuchs. Jedes Jahr stellt sich der Küchenchef Giorgio Maetzke der Herausforderung, ein besonderes Dessert mit dem italienischen Weihnachtsklassiker Panettone zu entwickeln. Ohne die anderen zu kennen, finde ich, dass es ihm dieses Jahr ganz besonders gut gelungen ist.

Mein Dank geht an Bauli für die schöne Einladung und an meine Blogger-Freundin Susanne, die mich begleitet hat, für den schönen Abend.

Thunfisch-Tatar und "falsche Cannelloni"

Rinderbavette, Meerrettich, Apfel und Orangenmayonnaise

Frische Schafskäseravioli mit Butter, Majoran und Aceto Balsamico Tradizionale

Wolfsbarsch, Petersilienwurzel, Löwenzahn-Ricotta

Panettone-Lasagne mit Panettone in der Creme, Böden aus Crêpes-Teig, Ingwer- und Orangenschicht
dazu eine italienische Meringue

Freitag, 28. Oktober 2016

Steinbeißer | Nussbutterbrösel | Brokkolimousse | Zitronen-Beurre-Blanc | Knoblauchgelee aus Fun Dine von David Kikillus

Dieses Rezept aus dem Kochbuch "Fun Dine - Die neue Lässigkeit der Haute Cuisine" von David Kikillus habe ich nur aus einem Grund ausprobiert. Mich haben die Nussbutterbrösel sehr interessiert, da sie nur aus Butter und Milchpulver gemacht werden und somit glutenfrei sind. Die sind so perfekt und knusprig geworden, dass ich froh bin, endlich eine gute Alternative für Brösel oder Crunch zu haben. Hier trifft auf jeden Fall mein Motto zu: "ein Kochbuch hat sich dann schon gelohnt, wenn man ein Rezepte daraus in sein Repertoire übernimmt".

Beim Fisch musste ich auf eine Alternative gehen, da mein geliebtes Frischeparadies den vorgeschlagenen Steinbutt nicht hatte. Wegen der Farbe und der Konsistenz und nicht wegen der Namensähnlichkeit habe ich mich für Steinbeißer entschieden.

Die Rezepte von Brokkolimousse und Zitronen-Beurre-Blanc konnte ich problemlos umsetzen. Beim Knoblauchgelee hatte ich bereits beim Lesen des Rezepts angezweifelt, dass man das im Thermomix machen kann. 25 Gramm vom schwarzen Knoblauch sind sieben Knollen. Wenn man sieben Knollen Knoblauch in den Thermomix gibt, passiert da wenig bis nix. Ich habe es gleich gar nicht probiert, sondern meinen ESGE Zauberstab bemüht. Er war auch nicht sehr erfolgreich, da die Hälfte der Masse das Messer zuklebte und die zweite Hälfte ergebnislos am Becherrand klebte. Dabei ist der fermentierte Knoblauch so weich, dass es ganz einfach geht. Ich habe alles zusammengekratzt, auf ein Schneidebrett gelegt und mit einer Gabel zerdrückt. Ergebnis: ein wunderbares Püree und das hat sich mit einer Winkelpalette auch gut auf die Silpat-Matte aufstreichen lassen. Getrocknet habe ich es im Backofen, allerdings hat es länger gedauert, als angegeben.

Fisch, Brokkoli und die Beurre Blanc konnte ich rezept-getreu ganz einfach kochen. Alle Komponenten ergaben auf dem Teller ein sehr schönes und stimmiges Gericht, das uns ausgezeichnet geschmeckt hat. Besonders glücklich war ich darüber, dass es mir gelungen ist den passenden Wein dazu zu finden, eine Cuvée aus Welschriesling, Chardonnay und Sauvignon Blanc vom burgenländischen Weingut Groszer.

Meine Rezension zu "Fun Dine - Die neue Lässigkeit der Haute Cuisine" könnt Ihr hier lesen.





Steinbeißer:
600 gr. Steinbeißerfilet
Albaöl
Thymian
Meersalz

Den Fisch portionieren und leicht salzen. Das Albaöl mit ein paar Zweigen Thymian erhitzen und dann den Fisch auf beiden Seiten anbraten.


Brokkolimousse:
1 kleiner Brokkoli
1 TL Backpulver
Butter
Zucker
Meersalz

Die Brokkoli-Röschen grob zerteilen. Dabei einige kleine und schöne Röschen für die Dekoration zur Seite legen. Den Stiel schälen und ein paar dünne Scheiben abschneiden und zur Seite geben. Den restlichen Stiel grob würfeln. Die aufgehobenen Scheiben ausstechen und den Rand ebenfalls zu den Stücken für das Mousse geben. Die Brokkolistücke mit Salz und Zucker würzen und in einem Topf etwas Wasser ziehen lassen. Backpulver und Butter zugeben und bei kleiner Hitze und geschlossenem Topfdeckel weich dünsten. Zum Schluss im Thermomix zu einer glatten Creme mixen.


Nussbutterbrösel:
75 gr. Butter
60 gr. Milchpulver
Meersalz

Die Butter in einem Topf schmelzen und das Milchpulver zugeben. Die Masse mit einem Schneebesen verrühren und unter ständigem Rühren abbrennen lassen, bis die Brösel goldgelb und knusprig sind. Alles auf Küchenkrepp abtropfen lassen und leicht salzen.


Zitronen-Beurre-Blanc:
1 kleine Schalotte
Albaöl
1 EL Kapernlake
15 gr. Sahne
60 ml Zitronensaft
100 gr. kalte Butterwürfel
Meersalz

Die Schalotte vierteln und in etwas Albaöl anschwitzen. Anschließend die Kapernlake, Sahne und den Zitronensaft hinzufügen. Etwas köcheln lassen, mit Salz abschmecken und passieren. Kurz vor dem Servieren die kalten Butterwürfel mit dem Zauberstab untermixen.


Knoblauchgelee:
7 Zehen schwarzer Knoblauch

Den schwarzen Knoblauch schälen und auf ein Schneidebrett legen. Mit einer Gabel zu einer feinen Paste zerdrücken. Mit einer Winkelpalette auf die Silpat-Matte aufstreichen und bei 60 Grad für 2,5 Stunden im Backofen trocknen. Danach zu kleinen Kreisen ausstechen.


Anrichten:
Brokkoliröschen
Brokkolistiele
Meersalz

Den Brokkoli kurz in Salzwasser blanchieren und in eiskaltem Wasser abschrecken. Alle Komponenten anrichten




Dazu gab es bei uns einen Csaterberg 2015 vom Weingut Groszer Wein. Wer einmal einen Wein von dem südburgenländischen Weingut in den Händen hatte, wird sich immer an das schöne Etikett erinnern. Sie sind immer unterschiedlich, aber die Jugenstil-Motive sind so prägnant, dass man sie auf den ersten Blick erkennt.

Der Wein ist eine Cuvée aus Welschriesling, Chardonnay und Sauvignon blanc. Zu dem Fisch und seinen Beilagen hat mir am besten die Cremigkeit des Weins gefallen. Die leichte Säure nimmt die Säure der Beurre Blanc auf und seine Fruchtigkeit passt sehr gut zum Püree. Wir haben öfters hin und her probiert und waren sehr froh, dass der Wein gut zu allen Komponenten passt und das Ganze somit zu einer runden Sache wurde.


Donnerstag, 27. Oktober 2016

Melonen-Gazpacho mit Joghurteis und -espuma
aus Fun Dine von David Kikillus

Auf Anhieb hat mir bei dieser Gazpacho gefallen, dass sie ohne Toastbrot gebunden wird und somit glutenfrei ist. Interessant erschien mir auch Melone zu verwenden. Das sorgt für ein schön fruchtiges Aroma. Die beiden Begleiter Joghurtespuma und Joghurteis fand ich auch sehr passend für eine sommerliche Vorspeise. In seinem Kochbuch "Fun Dine" nennt David Kikillus dieses Gericht "Sommergefühle". Ich war leider mit dem Nachkochen ziemlich spät dran, hatte aber Glück, dass wir für unser Mittagessen einen schönen Herbsttag erwischt haben.

Die Melonen-Gazpacho habe ich fast genau nach dem Rezept zubereitet und die hat auf Anhieb sowohl von der Konsistenz, als auch vom Geschmack gepasst und hat uns sehr gut gefallen. Einzig die Tomate habe ich vorher nicht geschält, da alles im Thermomix püriert wird und dadurch habe ich mir auch das passieren gespart. Die Masse war sehr fein und hatte keine störenden Stücke.

Das Joghurteis wird im Paco-Jet zubereitet. Ich habe mich genau an die Mengenangaben gehalten und war überrascht, weshalb das nur den halben Becher füllt. Deshalb stelle ich das Rezept hier in der doppelten Menge zur Verfügung. Bei der Konsistenz kann ich nicht beurteilen, ob das so gewollt war, da leider das Rezeptbild wenig Aufschluss dazu gibt. Es entsteht kein cremiges Eis, sondern eine Art Schnee, der durchaus optisch und geschmacklich attraktiv ist.

Im Gegensatz zum Eis erschien mir die Menge für den Espuma zu groß. Ich habe das Rezept auf ein Blatt Gelatine herunter gerechnet. So passte die Masse in einen 0,5 Liter iSi. Für die vierfache Menge hätte es gar kein Gerät mit diesem Volumen gegeben. Ein Viertel der Rezeptmenge passt auch besser zur Menge der Gazpacho.

Meine Rezension zu "Fun Dine - Die neue Lässigkeit der Haute Cuisine" findet Ihr hier.




Melonen-Gazpacho:
1 Tomate
500 gr. Galiamelone
1/4 Salatgurke
1 kleine Schalotte
45 ml Olivenöl
15 ml Weißweinessig
Piment d'Espelette
Meersalz

Die Melone schälen, die Kerne auskratzen und grob würfeln. Die Gurke schälen und in Scheiben schneiden. Die Tomate vierteln. Alles in den Thermomix (oder einen anderen Standmixer) geben und zusammen mit Essig, Öl und den Gewürzen sehr fein pürieren. Wem die Masse zu grob ist, der kann sie durch ein Sieb streichen.

Die Suppe kalt stellen.


Joghurteis:
160 ml Milch
20 gr. Glucose
80 gr. Milchpulver
0,4 gr. Carrageen
0,6 gr. Johannisbrotkernmehl
640 gr. Joghurt

Die Milch erhitzen und die Glucose darin auflösen. Anschließend Milchpulver, Carrageen und Johannisbrotkernmehl unterrühren. Das Milchgemisch unter den Joghurt heben, in einem Pacossierbecher einfrieren und kurz vor dem Servieren pacossieren.


Joghurt-Espuma:
15 ml Milch
1 Blatt Gelatine
350 gr. griechischer Joghurt
10 gr. Tannenhonig
1/2 TL Basic Textur

Die Milch erwärmen und die eingeweichte und ausgedrückte Gelatine darin auflösen. Joghurt mit Tannenhonig und Basic Textur glatt rühren. Das Milch-Gelatine-Gemisch in den Joghurt einrühren und durch ein Sieb in eine iSi-Flasche abfüllen. Hintereinander zwei Sahnekapseln eindrehen.


Anrichten:
grüne Erbsen oder Zuckerschoten in Streifen geschnitten
kurz blanchiert

Den Melonen-Gazpacho in Gläser füllen und den Joghurtespuma aufsprühen. Mit den Erbsen, bzw. Zuckerschoten garnieren. Das Joghurteis in einem extra Schälchen anrichten.





Mittwoch, 26. Oktober 2016

Rezension: Fun Dine - Die neue Lässigkeit der Haute Cuisine von David Kikillus

Auf dieses Kochbuch habe ich gewartet. Sehnsüchtig. Ich habe sehr gehofft, dass es bereits erschienen ist, bevor wir in das Restaurant "Kikillus" gehen. Leider haben der Erscheinungstermin und unser Dinnertermin nicht gepasst. Nach einem tollen Abend bei David Kikillus habe ich weiter gewartet. Sehnsüchtig. Dann war es da und das echte Leben hat mich so überrollt, dass ich heute, nach über einem Jahr, noch immer nicht richtig im Tritt bin. Seit fast einem Jahr liegt "Fun Dine - Die neue Lässigkeit der Haute Cuisine" bei mir und endlich habe ich es geschafft, darüber zu schreiben.



Der gebürtige Dortmunder David Kikillus hat seine Ausbildung im Hotel "Römischer Kaiser" absolviert und war danach viel unterwegs. Zu seinen Stationen als Koch und Küchenchef gehören Restaurants in Österreich, am Bodensee, im Ruhrgebiet, auf Mallorca, in Griechenland, Spanien, der Schweiz und der Ukraine. Seine Umtriebigkeit ist für mich auch Ausdruck seiner Kreativität. Das erste Mal habe ich ein Menü von ihm gegessen, als er noch Küchenchef bei Nelson Müller im Restaurant "Schote" war. Damals war ich schon begeistert vom Geschmack und der filigranen Eleganz.

Im Frühjahr 2014 eröffnete er in Dortmund das Restaurant "Kikillus" und erhielt dafür im November 2015 den ersten Stern. Der war ihm wichtig, darauf hat er viele Jahre hingearbeitet. Er ist ehrgeizig und hat Auszeichnungen in verschiedenen Koch-Wettbewerben, wie "Culinary World Cup" oder "Salon Culinaire" erringen können. 2016 ging etwas schief, er musste sein Restaurant schließen und in der Presse waren viele negative Dinge zu lesen. Er hat seine Zelte hier abgebrochen und kocht nun in Shanghai. Das macht leider auch meinen Bericht über unser Menü im September 2015 überflüssig. Deshalb hänge ich einige Fotos davon an das Ende dieser Rezension.

Das großformatige Buch startet mit einem Vorwort und vielen Fotos aus dem Restaurant und der Küche des Kikillus. nahezu nahtlos in den Rezeptteil über. Die Kapitel tragen, wie die Rezepte, symbolische Titel. Das macht den traditionellen Aufbau von Gerichten zu einem Menü schwierig. Andererseits ist es mit der "frechen" grafischen Gestaltung, den sehr auf das Gericht reduzierten Fotos und den vielen Aufnahmen aus dem Restaurant-Alltag gelungen die Persönlichkeit von David Kikillus einzufangen.

Jedes Rezept ist auf einer Doppelseite illustriert, dabei liegt der Fokus auf dem Gericht. Alles andere ist ausgeblendet und jeder Hintergrund ist schwarz. Für die Rezepte steht mit einer Doppelseite auch viel Platz zur Verfügung. Die Rezepte sind in Komponenten mit den jeweiligen Detailrezepten aufgeteilt. Darin liegt die Stärke und die Schwäche dieses Kochbuchs. Es ist schwierig Anrichtdetails auf dem Foto zu erkennen und in der Rezeptbeschreibung fehlen weiterführende Angaben. Der Reiz liegt darin, einzelne Komponenten herauszunehmen und zu adaptieren.

Beim Ausprobieren bin ich unterschiedlich gut zurecht gekommen. Einige Komponenten haben exakt so funktioniert. Bei manchen Rezepten musste ich die Mengenangaben stark verändern, damit es passt. Ich habe die Rezepte bewusst ausgewählt und mir auch Zutaten aus dem Internet bestellt. Es war nichts dabei, was ich ohne großen Aufwand und auch in kleinen Mengen bekommen konnte. Dafür war der Maschinenpark in der Küche gefordert. Neben Thermomix durfte auch der Paco-Jet ran.

Das Nachkochen hat durchaus meinen Horizont erweitert und die beiden Gerichte haben uns sehr gut geschmeckt. Mein Highlight waren die Nussbutterbrösel, da sie einfach herzustellen und glutenfrei sind.

Abgerundet werden die Rezepte mit dem alphabetischen Register, in dem die sogar die einzelnen Komponenten aufgeführt werden. Das ist sehr hilfreich, da ich diese Buch als Anregung für Details verstehe und diese dann gezielt gefunden werden können.


Sommergefühle
Melonen-Gazpacho mit Joghurteis und -espuma

















Ein kleiner Wildfang
Steinbeißer | Nussbutterbrösel | Brokkolimousse | Zitronen-Beurre-Blanc | Knoblauchgelee
















Fazit:
"Fun Dine - Die neue Lässigkeit der Haute Cuisine" bietet sehr viele kreative Anregungen. Wer mit neuen Zutaten oder neuen Zubereitungstechniken experimentieren möchte, kann hier aus dem vollen schöpfen. Aufgrund der vielen Fotos regt das Buch durchaus zum schmökern und entdecken an. Wer Rezepte nachkochen möchte, darf sich vor Zutaten, die es nicht in jedem Supermarkt gibt und Profi-Küchen-Equipment nicht scheuen. Profi-Köche und sehr, sehr ambitionierte Hobbyköche werden ihre Freude haben.


Wie versprochen kommen hier einige Bilder des Menüs von David Kikillus vom September 2015:





Montag, 24. Oktober 2016

Ein Tag mit Lucki Maurer, Wagyus und
Kaninchen im STOI

Aufmerksame Blog-Leser kennen meine Berichte über das Kulinarik-Festival im Waldschlößl. Ausrichter dieses kulinarischen Pflichttermins ist Lucki Maurer, der Sohn der Hoteliersfamilie. Er selbst lebt und arbeitet nicht dort, sondern eine gute halbe Autostunde davon entfernt, in Schergengrub auf einem Bauernhof. Das ist seine Heimat und sein Ruhepol im Leben. Bereits als Kind war er lieber mit den Großeltern auf dem ruhigen Hof, als im trubeligen Hotel.

Neben dem Beruf als Koch und Küchenchef baute er sich vor ein paar Jahren ein zweites Standbein auf und startete eine Bio-Wagyu-Zucht. Mittlerweile kümmern er und seine Frau Stephanie sich um über 50 Tiere. Die Rinder werden dort geboren und leben bis zu ihrer Schlachtung auf den Weiden rund um den Hof. Was andere artgerechte Haltung nennen, nennt Lucki Maurer Respekt vor dem Tier. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass "nose to tail" in Deutschland einen neuen Stellenwert bekommen hat. In seinen beiden Kochbüchern "Fleisch" und "Rind complete" gibt er umfangreiche Anregungen das komplette Fleisch eines Tieres zu verwenden. Bei seinen Tieren geht er sogar noch einen Schritt weiter und lässt das Horn zu Messergriffen und das Leder zu Gürteln verarbeiten.

So ruhig und beschaulich das Leben auf Schergengrub ist, so hektisch ist es für Lucki Maurer in der Welt "draußen". Als Caterer und Koch bei Veranstaltungen oder Messen ist er viel unterwegs. Seine Kompetenz ist bei seinen Kollegen sehr gefragt und liefert er auch halbe oder ganze Tiere aus und zeigt vor Ort, wie sie zerlegt und zubereitet werden. Um diese Aktivitäten zu bündeln hat er sein neuestes Projekt abgeschlossen. Der alte Stall wurde gründlich umgebaut und erstrahlt nun als "STOI" im neuen Glanz. Dort stehen eine große "Spielwiese", sprich Küche mit allen Raffinessen ausgestattet, ein Raum mit großzügigem Platz für Gäste, ein Weinkeller und Reifeschränke zur Verfügung.

An diesen besonderen Ort wurden eine kleine Gruppe Blogger-Kollegen und ich von AEG-Deutschland eingeladen, um einen Tag auf Luckis Farm zu erleben.

Wer noch mehr über die Philosophie von Lucki Maurer lesen möchte, findet bei meiner Blogger-Freundin Melanie einen ganz wunderbaren Bericht.




Gleich nach der Begrüßung durften wir in den Stall und zwei neugeborene Kälbchen bewundern. Der Großteil der Herde stand auf der Weide und auch die paar Rinder im Stall zeigten sich von unserem Besuch wenig beeindruckt. Sie taten das, was sie immer taten und nahmen kaum Notiz von uns.




So langsam mussten wir an die Arbeit. Thomas Schindler, der Kaninchen für die Spitzengastronomie züchtet, hatte fünf Tiere mitgebracht. Mit vereinten Kräften wurden sie unter seiner fachmännischen Anleitung gehäutet und zerlegt. Anschließend wurden die Fleischstücke verteilt und in Zweier-Teams zu einem Menü gekocht. Mit Rat und Tat standen uns vier Köche, darunter der langjährige Küchenchef von Meating Point, Michael Riedl und der gelernte Metzger und Spitzenkoch Wolfgang Müller, zur Verfügung.

Das hat riesigen Spaß gemacht, als da plötzlich 20 Personen durch die Küche wirbelten, Zutaten tauschten, sich am Herd organisierten und nebenbei noch das ein oder andere Gläschen Bier oder Wein trinken konnten. Wichtig ist ja nicht nur das gemeinsame Kochen, sondern auch der Austausch und die Freude am gleichen Interesse.




Fünf ganz unterschiedliche Gerichte sind aus dem Kaninchenfleisch, Kräutern und saisonalen Gemüsen sind entstanden, die wir dann gemeinsam, mit der passenden Weinbegleitung, genießen konnten. Einer der Köche erbarmte sich sogar, um die Süßschnäbel unter uns glücklich zu machen.

Zwischen den Gängen gab es genug Gelegenheit die vier Episoden der AEG Tasteology zu sehen. Darin geht es um Geschmack und wie das optimale Geschmackserlebnis entstehen kann. Eine der Folgen wurde bei Lucki auf dem Hof gedreht und er erklärt darin, welche Lebensmittel in welcher Zone des Kühlschranks aufbewahrt werden sollten.





Sehr spannend war für mich auch Luckis Führung durch den Weinkeller und die Präsentation der Reifeschränke, aus denen wir später noch etwas verkosten durften. Unter dem sehr attraktiven Weinkeller mit dem besonderen Gewölbe liegt noch ein weiterer Raum, in dem künftig Whiskey reifen soll. Seine ursprüngliche Bestimmung war ein Gefängnis. Ich hatte sowieso den Eindruck, wenn die Wände reden könnten, hätten sie viel zu erzählen. Damit der Stall zu diesem besonderen Ort der Kochbegeisterung werden konnte, musste einige Schichten abgetragen werden. Dabei kamen auch besondere Fundstücke, wie alte Bierkrüge, die jetzt im Reiferaum ausgestellt werden, zutage.




Wir hielten uns konsequent an das Motto "Nose to Tail" und so wurden alle restlichen Kaninchenteile durch den Fleischwolf gedreht und zu Bratwürsten verabeitet. Das Tolle daran war, dass jeder seine Würste nach eigenem Geschmack würzen und dann vorgebrüht mit nach Hause nehmen durfte. 



Zu später Stunde öffnete Lucki seinen Reifeschrank und wir verkosteten einige gereifte Wagyu-Stücke. "Das Tüpfelchen auf dem i", zu diesem Hochgenuss war Trappistenbier aus Belgien.



Glücklich, satt und müde ging es nach einem langen Tag ins Hotel. Der letzte Blick auf diesen besonderen Ort sagt "komm' bald wieder".

Mein großer Dank geht an AEG für die Einladung, an Lucki und sein Team für die tolle Betreuung und an die Kollegen für den sympathischen Austausch.


Samstag, 22. Oktober 2016

Marinierter Sellerie mit Yuzu und knusprigen Kapern Rose, Schwein und Feigenblatt von Margot Van Assche

In meinem Umfeld gibt es einige Sellerie-Hasser. Ich konnte das noch nie verstehen, da ich ihn sehr gerne esse und auch einige Standard-Rezepte in meinem Repertoire habe. Der marinierte Sellerie mit Yuzu aus dem Kochbuch "Rose, Schwein und Feigenblatt" hat mich sehr angesprochen und ich wollte ihn unbedingt ausprobieren.

Mit einer Ausnahme habe ich mich an das Rezept gehalten. Die Marinierflüssigkeit erschien mir zu wenig und deshalb habe ich gleich mehr von der Garflüssigkeit aufgehoben. Das war gut so, weil ich die doppelte Menge gebraucht habe, bis alles bedeckt war. Nach dem Marinieren ist es ziemlich mühsam, die geschnittenen Blätter, die von der Säure auch noch grau werden, heraus zu fischen. Das würde ich beim nächsten Mal nicht mehr machen.

Der Sellerie verfärbt sich ziemlich stark, wenn man ihn nur in Salzwasser kocht. Bei einem anderen Rezept habe ich gute Erfahrungen mit Zitronensaft gemacht und der kommt künftig ins Kochwasser. Damit dieses mehr Aroma bekommt und somit auch die Marinade kräftiger schmeckt, macht es Sinn vorher die Schalen auszukochen.

Zum Anrichten habe ich frisch geschnittene Sellerieblätter und Salzzitrone verwendet. Die Salzzitrone passt meiner Meinung nach sehr gut dazu. Wer keinen Yuzu bekommt, kann sich auch damit behelfen.

Ansonsten ist das ein wunderbares Selleriegericht und das habe ich nicht zum letzten Mal gemacht. Meine Rezension des Kochbuchs könnt Ihr hier nachlesen.




für 4 Personen

1 Knollensellerie
Zitronensaft
250 ml Kochwasser vom Sellerie
2 EL Weinessig
Meersalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 Thai-Chili
1 Prise Zucker
ein guter Schuss Olivenöl

Zum Anrichten:
2 EL Kapern
etwas altes Bauernbrot
Olivenöl
Meersalz
Yuzusaft
Olivenöl
1 Stiel Koriander
1 Stiel Sellerieblätter (vom Knollensellerie oder vom Staudensellerie)
1/4 Salzzitrone

Den Sellerie gut schälen und vierteln. Die Schale in Salzwasser auskochen. Die Schalen herausheben, Zitronensaft zugeben und die Sellerieviertel im heißen Wasser bissfest kochen. Anschließend in eiskaltem Wasser abschrecken.

Die Chili mit den Kernen in feine Ringe schneiden. Aus dem Kochwasser, Essig, Olivenöl, Chili, Salz, Zucker und Pfeffer eine Marinade rühren.

Den gegarten Sellerie in dünne Scheiben schneiden, in eine flache Form schichten und mit der Marinade begießen. Abdecken und über Nacht im Kühlschrank aufbewahren.

Die Kapern abtropfen lassen, mit Küchenkrepp abtupfen und über Nacht auf einem Teller trocknen lassen.

Am nächsten Tag die Korianderblätter abzupfen und grob hacken. Die Staudensellerieblätter abzupfen und in feine Ringe schneiden. Die Salzzitrone in feine Würfel schneiden.

Das Olivenöl erhitzen und zuerst die Kapern darin knusprig braten. Herausheben und auch Küchenpapier abtropfen lassen. Das Brot in kleine Würfel schneiden und danach in dem restlichen Olivenöl knusprig braten. Herausheben, auf Küchenpapier abtropfen lassen und sofort salzen.

Anrichten:
Die Selleriescheiben auf einen Teller schichten, mit Yuzusaft und Olivenöl beträufeln und mit Kapern, Salzzitrone, Brotbrösel, Koriander und Sellerieblätter bestreuen und sofort servieren.



Zu diesem frischen Selleriegericht gab es einen Wein, der genau meinem persönlichen Geschmack entspricht: Abtei Riesling aus Steilstlage des Weinguts Kruger-Rumpf. Das Familienweingut an der Nahe ist VDP-Mitglied und bewirtschaftet Steillagen-Weinberge, die in einem schmalen Seitental der Nahe und in Rheinhessen liegen. Zum Weingut gehört auch eine Weinstube mit regionaltypischen Gerichten aus marktfrischen Zutaten. Für Übernachtungen steht ein Ferien-Appartement zur Verfügung. 

Ich erinnere mich gut daran, wie ich bei Bernd Arold ein Huhn mit Salzzitrone gegessen habe. Der begleitende Wein war ein Riesling. Der anwesende Winzer äußerte anfangs starke Zweifel und war danach restlos begeistert. Auch mir hat die Verstärkung der Zitrusnoten des Rieslings durch die eingelegte Zitrone sehr gut gefallen. Ich habe das danach schon ein paar Mal so serviert. Deshalb wählte ich diesen Wein sehr bewusst zum Essen aus. Es war genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Mineralik und die Wildkräuter-Aromen, gepaart mit der schönen Zitrusnote passten perfekt zum Sellerie. Wein und Speise ergänzten sich nicht nur wunderbar, die Aromen wurden sogar noch verstärkt.


Donnerstag, 20. Oktober 2016

Rezension: Rose, Schwein und Feigenblatt
von Margot Van Assche

Der Kochbuchmarkt entwickelt sich so schnell, dass es sogar mir schwer fällt den Überblick zu bewahren. Auffällig für mich ist, dass manche Themen so gehypt werden, dass es schon gar keine Freude mehr macht, sich mit neuen Kochbüchern in diesem Segment zu beschäftigen. Da fiel mir das Kochbuch "Rose, Schwein und Feigenblatt" wohltuend auf, da es ein eigenes Konzept verfolgt.


Die Autorin Margot Van Assche ist Ärztin und führt in Wien eine Praxis für Naturheilkunde. In ihrer Freizeit begeistert sie sich für das Kochen und führte fünf Jahre lang einen Supperclub und hielt Kochkurse ab. Sie experimentiert gerne mit neuen Aromen und gemeinsam mit fünf Freundinnen entwickelt sie die Rezepte zu neuen Gerichten.

Die Fotografin Maryam Yeganehfar, die auch zum Team der fünf Freundinnen gehört, wurde in Teheran geboren, wuchs aber in Wien auf. Nach einem Marketing Studium gründete sie eine Eventagentur. Neben dem Kochen gehört ihre Leidenschaft der Fotografie.

Das großformatige Buch widmet sich 12 verschiedenen Zutaten und stellt 100 Rezepte vor. Nach einer kurzen Einleitung, in der die Autorin ihr Konzept und ihre Zutaten (mit Hinweisen zu Varianten bei Laktose- oder Gluten-Unverträglichkeit) vorstellt, startet der Rezeptteil mit der Holunderblüte. Die Rezepte haben jeweils eine Doppelseite zur Verfügung. Auf einer Seite finden wir einen kleinen Einführungstext, die Zutatenliste und die Anweisungen für die Zubereitung. Oft gibt es noch Hinweise für Varianten bei Allergien, Resteverwertung oder allgemeine Tipps. Die gegenüberliegende Seite illustriert das Gericht mit stimmungsvollen Fotos. Bei vielen Rezepten sind sogar mehrere Fotos vorhanden, um einzelne Zubereitungsschritte besser zu erklären. Neben der Holunderblüte sind die weiteren Zutaten: Maiwipfel, Feigenblatt, Liebstöckl, Heu, Fenchelblüte, Rose, Safran, Passionsfrucht, Chipotle, Yuzu und Tapioka.

Sehr hilfreich ist das alphabetische Rezeptregister im Anhang. Bei jedem Rezept ist gekennzeichnet, ob es milch- oder glutenfrei ist. Wenn sich die beiden Allergene einfach ersetzen lassen, ist auch dies angegeben. Zusätzlich sind in einem alphabetischen Index die einzelnen Zutaten der Rezepte und weitere Fachbegriffe aufgelistet. Auch an eine kleine "Übersetzungshilfe" Österreichisch und Deutsch wurde gedacht. Wer keinen Zugang zu den ungewöhnlichen Zutaten hat, dem hilft eine Liste mit online-Bezugsquellen.

Die Auswahl des Rezepts zum Nachkochen war gar nicht so einfach, weil mich sehr viele Gerichte angesprochen haben und ich neugierig war, wie sie schmecken würden. Besonders erwähnen möchte ich, dass in diesem Buch Rezepte enthalten sind, wie man sie so nicht kennt und nicht das Gefühl hat, sie bereits in mehreren Büchern gesehen zu haben. Als große Liebhaberin von Zitrusaromen und weil ich noch ein Fläschen Yuzu im Kühlschrank hatte, fiel meine Wahl auf ein Selleriegericht. Das Rezept war klar und deutlich formuliert und ich bin sehr gut damit zurecht gekommen. Bei ein paar Kleinigkeiten hätte ich es anders gemacht. Geschmacklich hat es genau meine Vorlieben getroffen und das werde ich wieder einmal kochen - in meiner Version.


"Rose, Schwein und Feigenblatt" ist ein optisch sehr ansprechendes und inspirierendes Buch. Die Gerichte sind interessant und neu und lassen sich auch von Hobbyköchen mit normalem Equipment und Fertigkeiten nachkochen. Die größte Herausforderung dürfte die Beschaffung der besonderen Zutaten sein. Dafür steht eine Liste mit Bezugsquellen zur Verfügung.

Dienstag, 18. Oktober 2016

Fränkische Scheurebe und fränkische Küche
im Alten Hof in München

Drei fränkische Regierungsbezirke gehören zum Bundesland Bayern. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen und eigentlich sind die meisten doch ganz zufrieden im Umgang miteinander. Die Franken haben sich sogar ein besonders schönes Plätzchen im Herzen der Landeshauptstadt München gesichert.


Nur ein paar Schritte hinter dem Neuen Rathaus liegt der Alte Hof, dessen Gründung bis ins Mittelalter zurück reicht. War er früher Sitz der Kaiser, so beherbergt er heute die fränkische Kulinarik mit dem Restaurant Alter Hof.

Immer wenn ich am Marienplatz aus der S-Bahn steige muss ich diesen weltberühmten Blick auf die Mariensäule, den Dom und das Rathaus genießen. Diesmal war meine Freude besonders groß, weil die Türme der Frauenkirche fast unverhüllt waren und in neuem Glanz strahlten. Seit Jahren waren sie eingepackt und wurden renoviert. An diesem Tag, Anfang Oktober war strahlender Sonnenschein und dann muss ich einfach schnell ein Foto meiner schönen Heimatstadt machen.


Anlässlich des 100. Geburtstags der Rebsorte Scheurebe hat der Fränkische Weinbauverband in das Restaurant Alter Hof eingeladen, um die Vielseitigkeit dieser Aromarebsorte zu präsentieren. Für mich ist das Weinanbaugebiet Franken untrennbar mit dem Silvaner verbunden und ich war neugierig darauf, mehr über die Scheurebe zu erfahren. Georg Scheu kreuzte 1916 Riesling mit der Bukettraube und züchtete so eine neue Weißweinsorte, deren typisches Aroma an Grapefruit und Cassis erinnert. Im Laufe des Abends lernten wir die Vielfältigkeit der Scheurebe kennen. Zum Auftakt kam sie als Winzersekt ins Glas.


Das gebackene Karpfenfilet mit lauwarmen Kürbissalat und Zitronenmayonnaise wurde von drei unterschiedlichen Weinen begleitet. Solche Verkostungen zeigen mir immer, wie anspruchsvoll die Arbeit der Sommeliers ist. Alleine schmeckte mir die Scheurebe von Christian Stahl am besten. In der Kombination mit der Vorspeise hatte der Wein vom Weingut Emmerich die Nase vorne.


2015 Iphöfer Kronsberg Scheurebe Kabinett trocken, Weingut Emmerich
2015 Sommeracher Katzenkopf Scheurebe Kabinett trocken, Winzerkeller Sommerach
2015 Damaszener Stahl Scheurebe "Botenstoff" trocken, Winzerhof Stahl


Bei der Rote Bete Essenz mit Krenschaum wurde es sogar noch deutlicher, wie wichtig die Kombination von Wein und Gericht ist. Hier wurde die Scheurebe vom Winzerhof Stahl sehr dominant und übertönte die Suppe. Sehr gut verstanden hat sie sich mit dem Sommeracher Katzenkopf vom Winzerkeller Sommerach. Zum "alleine trinken" blieb die Stahl-Scheurebe mein Favorit.


Der rosa gebratene Hirschrücken unter der Feigenkruste hatte mit dem geräuchertem Kartoffelstrudel und dem Topinambur-Petersiliengemüse zwei sehr interessante Beilagen. Dazu probierten wir zwei gleiche Weine mit unterschiedlichen Jahrgängen.


2015 VINZ alte Reben, Scheurebe, Weingut am Stein
2015 VINZ alte Reben, Scheurebe, Weingut am Stein

Beide Weine waren teilweise im Holz ausgebaut, das war besonders beim Jahrgang 2015 sehr intensiv zu schmecken. Mir haben beide Weine zum Hauptgang gefallen. Ich finde immer mehr Geschmack daran, zu rotem Fleisch keinen Rotwein, sondern einen gereiften Weißwein zu trinken. Die Holznoten des jüngeren Jahrgangs verstärkten das schöne Raucharoma des Kartoffelstrudels etwas zu intensiv.

Solche Scheureben kann ich mir auch sehr gut zu asiatischen Speisen vorstellen.


Beim süßen Abschluss war ich schon gespannt, wie sich die edelsüßen Scheureben hier präsentieren. Zum Safranmousse mit Waldbeerküchlein und dunkler Schokoladenschaum gab es zwei sehr unterschiedliche Weine:

2015 Escherndorfer Lump Scheurebe Spätlese VDP, Erste Lage, Weingut Horst Sauer
2013 Randersackerer Sonnenstuhl Scheurebe, Beerenauslese, Weingut Schmitts Kinder

Gepasst haben beide, mir hat die Spätlese von Horst Sauer besser gefallen, da sie eine angenehme Säure hatte und eher an einen trockenen Wein erinnerte. Die Beerenauslese vom Weingut Schmitts Kinder hatte sehr viel Aroma und Frucht, war für mich etwas zu süß.


Dieser Abend war sehr lehrreich für mich und ich freue mich ja schon länger darüber, dass aus dem schönen Franken immer mehr spannende Geschichten und gute Weine kommen. Oft wünsche ich mir, dass das in der Gastronomie mehr ankommt. Hier in Bayern gibt es noch viele gute Wirtshäuser, deren Getränkeauswahl sehr bierlastig ist. Meist stehen drei verschämte Weine auf der Karte und so schmecken sie auch. Es muss ja keine große Auswahl sein, aber ich finde, dass einem bayerischen Gasthaus ein fränkischer Wein sehr gut stehen würde.