Zur damaligen Zeit galten gute Luft und Sonne als hilfreich gegen die Erkrankung. Dementsprechend wurde das Sanatorium gestaltet: hoch über dem Ort und mit vielen sonnigen Balkonen. Als in den 50er Jahren ein Medikament gegen die Krankheit auf den Markt kam, wurde das Sanatorium entbehrlich. 1957 wurde die Idee geboren, das Haus zu einem Hotel umzubauen. Damit nichts mehr an das Sanatorium erinnern konnte, entschied man sich für einen alpenländischen Stil mit viel Holz. Ab 2000 besann sich die Inhaberfamilie von Gemmingen auf die Geschichte des Hotels und sie starteten mit Umbaumaßnahmen, um den Charme des alten Hauses wieder zu wecken. Es existierten noch viele alte Fotos, an denen sich die beauftragte Architektin orientieren konnte.
An so einem Ort möchte man in Ruhe ankommen und Ankommen ist ein Ritual, dem im Waldhotel sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Bereits an der Rezeption spürt man die große Aufmerksamkeit und Freundlichkeit der Mitarbeiter. Auf Wünsche wird individuell eingegangen und wir konnten, nach der vierstündigen Fahrt von München, in Ruhe durchschnaufen und uns über das Haus und die Aktivitäten informieren. In Davos gibt es ein umfangreiches und kostenloses Gästeprogramm, dass sportliche Winteraktivitäten genauso beinhaltet, wie kulturelle Spaziergänge oder einen Blick hinter die Kulissen erlaubt. Auch der Bus kann kostenfrei genutzt werden. Für ein Erlebnisprogramm ist auch im Waldhotel gesorgt. Es werden Wanderungen und Wassergymnastik angeboten. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der Kulinarik mit einem Besuch beim Küchenchef, einem Cocktailkurs oder einer Weindegustation im Weinkeller.
Mit dem Wetter hatten wir sehr viel Glück. Bei unserer Ankunft war es neblig und schneite. Am nächsten Tag präsentierten sich Davos und die Berge in herrlichem Sonnenschein und so blieb es auch bis zu unserer Abfahrt. Diesen traumhaften Blick konnten wir aus dem Fenster unseres Zimmers und vom sonnigen Balkon aus genießen.
Bei einer kleinen Hotelführung, die einmal in der Woche durchgeführt wird und auch von externen Gästen gebucht werden kann, gibt es die Möglichkeit ein ehemaliges Krankenzimmer zu sehen. Dies und die vielen alten Fotos an den Wänden vermitteln einen guten Eindruck über das damalige Leben im Sanatorium. Es ist ausgezeichnet gelungen die Schönheit der Architektur heraus zu stellen, ohne den unangenehmen Eindruck eines Krankenhauses zu hinterlassen. Im Gegenteil, mir gefällt diese bescheidene Eleganz, die geschmackvoll ist, ohne zu protzen, sehr gut. Überall sind liebevolle kleine Details und die Stilistik des Jugendstils zu entdecken. Besonders gut hat mir die Geschichte der Stühle gefallen. Ein paar alte Stühle wurden aufgehoben und waren wertvolle Zeitzeugen. Zwei besondere Modelle sind in der Bar, im Restaurant und in den Zimmern wieder zu entdecken. Sie wurden nachgebaut und unterscheiden sich nur durch die Stoffe der Sitzbezüge. Welche sind alt und welche sind neu?
Im Restaurant "Speisesaal", wo früher tatsächlich der Speisesaal des Sanatoriums war, gibt es fast nur Sonnenplätze. Die Service-Mitarbeiter geben sich viel Mühe, dass möglichst alle Gäste dort Platz finden. Das empfinde ich als großen Pluspunkt, dass man sich nicht mit jahrelangen Besuchen "erarbeiten" muss, einen guten Platz zu bekommen. Der Service ist sehr freundlich und gut ausgebildet. Die Mitarbeiter machen bereits das Abendessen im Rahmen der Halbpension zu einem fine-dining-Erlebnis.
Täglich wird ein wechselndes Fünf-Gang-Menü angeboten, bei dem man sich entscheiden kann, wie viele Gänge man möchte. Im Hauptgang kann zwischen Fleisch, Fisch und Vegetarisch gewählt werden. Beim Dessert stehen etwas Süßes und Käse zur Auswahl. Zu jeder Zeit war es völlig unproblematisch glutenfrei zu essen. Auch entsprechendes Brot stand immer bereit.
Besonders angenehm fand ich die Portionsgrößen, die es gut möglich machten, mehrere Gänge zu genießen. Wer mehr Hunger hat, kann sich auch einen Gang zweimal bestellen. Das finde ich wesentlich besser, als große Portionen, bei denen dann Reste zurück in die Küche gehen und weggeworfen werden müssen.
Zum Auftakt: Brot, gesalzene Butter, in der Schale gegarter Knoblauch und mariniere Karotten |
Rohe Rindscarparccio-Rucola-Ravioli mit Tomatenvinaigrette und Mozzarella-Praline |
Topinamburcremesuppe |
30 Stunden gegarte Kalbsunterschale an Pfefferrahm mit Herzoginkartoffeln und Speckrosenkohl |
Mousse von der weißen Schokolade mit Banane und Passionsfrucht |
Unser schönes Zimmer haben wir zu jeder Tages- und Nachtzeit genossen. Ein besonderes Highlight waren die beiden historischen Liegen auf dem Sonnenbalkon. Auf diesen Liegen hatten sich damals die Patienten in Decken gewickelt und mussten drei mal zwei Stunden in der Sonne liegen. Heute ist das anders, die Gäste dürfen in der Sonne liegen so lange sie wollen. Auf jeder Etage gibt es eine kleine Tee-Bar, wo auch Wasser mit frischen Kräutern, Obst und Gebäck bereit steht.
Das Frühstücksbuffet war sehr reichhaltig und ließ nichts vermissen. Ganz besonders positiv ist mir aufgefallen, dass das Buffet ständig von einem Koch betreut wurde. Es waren nur kleine Portionen angerichtet und es wurde ständig nachgelegt, damit jeder Gast ein appetitliches Büffet vorfindet, egal wie spät er kommt.
Zum Haus gehört auch noch das Gourmet-Restaurant "Mann & Co.", das mit 15 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet ist. Der Bericht über das Menü ist hier nachzulesen.
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