Douce Steiner stammt aus einem gastronomischen Elternhaus. Ihr Vater Hans-Paul Steiner ist Koch und Gastronom und eröffnete 1980 das Hotel und Restaurant "Hirschen" im Schwarzwald. Seine Tochter Douce machte ihre Ausbildung zur Köchin bei ihm. Ein interessantes Detail war für mich, dass Douce Steiner sich bei den großen Köchen der damaligen Zeit (Haeberlin, Witzigmann, Giradet, Ducasse) um eine Ausbildungsstelle beworben hatte. Leider erhielt sie nur Absagen.
Nach der Ausbildung daheim ging sie auf Wanderschaft und konnte endlich bei den großen Namen mitwirken. Ihre Stationen waren Georges Blanc in Vonnas, Schweizer Stuben in Wertheim und die Schwarzwaldstube bei Harald Wohlfahrt, wo sie auch ihren Mann Udo Weiler kennen lernte. Gemeinsam absolvierten sie 1997 die Hotelfachschule in Heidelberg. Ein Jahr später kochten beide im elterlichen Betrieb. 2008 übernahmen sie das Haus und bereits im Jahr 2012 verlieh der Guide Michelin den zweiten Stern. Damit ist Douce Steiner die einzige weibliche Köchin mit dieser Auszeichnung in Deutschland. Die zweite wäre Tanja Grandits, sie kocht aber in der Schweiz.
Das Kochbuch ist der Tochter Justine zu ihrem 18. Geburtstag gewidmet und ein Geschenk. Es beinhaltet Rezepte der Spitzengastronomie aus dem Hirschen, aber auch ganz bodenständige Lieblingsrezepte. "Gewürzt" wird das Ganze mit persönlichen Erzählungen, Briefen und Fotos aus dem Familienalbum. Das macht die Angelegenheit sehr charmant, aber auch etwas schwierig. Ich versuche meine Rezensionen immer aus dem Blickwinkel der passenden Zielgruppe zu schreiben. Die Bandbreite der Rezepte geht von Lasagne bis zu gegrillte blaue Garnele mit Topinamburcreme, Buchweizen und Périgord-Trüffel. Damit wären meine beiden Lieblingskategorien gepflegte Alltagsküche und Spitzenküche in einem Buch abgedeckt.
Bei den Rezepten von Gerichten, wie sie im Hirschen serviert werden, bekommt man eine Ahnung, weshalb die Küche mit zwei Sternen ausgezeichnet ist. Tolle Produkte, große handwerkliche Fähigkeiten und trotzdem sind sie gut strukturiert und beschrieben. Dazu gibt es ein gutes Foto eines perfekt angerichteten Tellers. Das ist eher für einen ambitionierten Hobbykoch geeignet. Die Familienrezepte kommen eher bodenständig daher. Auch das Rezeptbild zeigt eine Anrichtweise, wie wir es ebenfalls daheim machen würden. Bei manchen Rezepten wird auf das Bild verzichtet, da es gar nicht nötig ist - siehe Lasagne.
Die Intension des Buches wurde bei den Kapiteln konsequent umgesetzt. Jedes Kapitel steht unter einem Motto und beginnt mit einer sehr persönlichen Familiengeschichte, die Bezug auf Gerichte nimmt. Danach folgen die dazu passenden Rezepte. Man muss sich auf dieses Buch einlassen und darin lesen, schmökern und sich inspirieren lassen. Wer auf der gezielten Suche nach einem Rezept ist, das er ausprobieren möchte, tut sich schwer. Es gibt keine Unterscheidung nach Vor- oder Hauptspeise bzw. Dessert. Eine kleine Hilfe ist nur das alphabetische Rezeptverzeichnis am Ende des Buchs. Dort wird unterschieden nach Rezepten aus dem Restaurant (ca. 2/3) und Rezepten für zu Hause (ca. 1/3). Einzig den Basisrezepten wurde ein eigenes Kapitel gewidmet.
Beim Nachkochen wollte ich gerne ein Rezept aus dem Restaurant, anstatt einem Familienrezept nachkochen. Das lag auch daran, dass viele der Familienrezepte glutenhaltig waren und ich das meinem Mann nicht servieren kann. Spontan angelacht hat mich eine Kombination aus Lachs, Rettich und Miso. Das Prinzip des Rezepts war mir klar und aufgrund der sehr guten Beschreibung kam ich gut zurecht. Besonders gereizt hat mich, dass der Rettich auf unterschiedliche Art verarbeitet wurde. Grandios war die Gewürzkruste vom Lachs.
Fazit:
Ich bin zwiegespalten. Die Restaurantrezepte in Rezepte fürs Leben: Das Kochbuch für meine Tochter Justine hätte ich mir in einem großformatigen Kochbuch gewünscht, so wie die männlichen Kollegen von Douce Steiner präsentiert werden. Gerade in der letzten Zeit erleben wir viele Diskussionen um die Benachteiligung der berufstätigen Frau und das besonders in der Gastronomie. Ich versuche bewusst nicht in diese Kerbe zu hauen, da ich zuviel Geschrei als kontra-produktiv empfinde. Die Ergänzung der Rezepte aus der Spitzenküche um ganz bodenständige Gerichte und liebevolle Erzählungen und Details aus dem privaten Schatz erscheint mir unpassend. Trotzdem möchte ich respektieren, dass hinter dem Konzept große Wertschätzung und Gefühle stecken. Das Buch ist mehr für den ambitionierten Hobbykoch geeignet, der von der fachlichen Qualität von Douce Steiner profitieren möchte, als für den Gelegenheitskoch, der gelingsichere Rezepte für den Alltag sucht. Ein unbedingtes Muss ist es für Stammgäste des Hauses und Fans.
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6. Ich verkaufe keine Daten, ich mache keine Auswertungen damit und ich lösche nichts. Ich lebe ein ganz normales Leben und habe Freude am Kochen und am Teilen meiner Erfahrungen. Für alles andere habe ich keine Zeit, keine Nerven und keine Erfahrung.