Samstag, 23. Juni 2018

Rezension: Gone Fishing von Mikkel Karstad

Mein Gefallen an der nordischen Küche wird größer und ich freue mich darüber, dass immer mehr Kochbücher aus den nordischen Ländern auch in deutscher Sprache erscheinen. Neugierig war ich deshalb auch auf "Gone Fishing: Fisch und Meeresfrüchte – Rezepte aus der nordischen Küche", das sich ganz dem naturnahen Genuss von Fischen und Meeresfrüchten verschrieben hat.




Die 80 Rezepte stammen von Mikkel Karstadt, der als Koch und Gastro-Berater in mehreren Sternerestaurants in Dänemark, und London arbeitete. Die bekannteste Adresse dürfte das NOMA in Kopenhagen sein. Später übernahm er die Kantine des dänischen Parlaments auf Schloss Christiansborg. Mittlerweile hat er sich als Foodstylist und -Autor etabliert. Mit seiner Frau Camilla betreibt er den Blog "We You They Ate".

Neben den Rezepten sind auch die vielen großartigen Fotos beachtenswert. Sie stammen von dem Fotografen Anders Schønnemann. Er ist auf Food- und Interior-Fotografie spezialisiert und hat bereits für einige Kochbücher und Food-Magazine gearbeitet.

Das großformatige Buch ist sehr hochwertig gestaltet. Es wurde darauf geachtet, dass der Bezug zur Natur auch bei der Ausstattung erhalten bleibt. Der Einband ist aus Leinen und es wurde auf nachhaltigem Papier gedruckt. Durch das große Format kommen die künstlerischen Fotos besonders gut zur Geltung. Es besteht ein bisschen die Gefahr, dass das Buch die Lese-Ecke nicht verlässt, aus Angst es schmutzig zu machen. Dabei sollte es unbedingt in die Küche, um sich an diesen schönen Gerichten nicht nur satt zu sehen, sondern sie auch zu genießen.

Die Rezeptkapitel sind nach den unterschiedlichen Fischen bzw. Meeresfrüchten (Scholle, Makrele, Hornhecht, Kaiserhummer, Rochen, Krabbenscheren, Steinbutt, Tintenfisch, Schwertmuscheln und Zander) gegliedert. Das Foto vom jeweiligen Produkt ist sehr ästhetisch gestaltet und hat mit den üblichen Warenkunde-Fotos nichts gemeinsam. Konsequenterweise gibt es auch keine Erläuterungen, nur 4 bis 6 (das variiert) Rezepte. In drei Kapiteln stehen die Landschafts- und Naturfotografien im Vordergrund und stehen für den Herkunftsort (Meer, Binnengewässer und Strand). Sie werden mit ein paar wenigen Rezepten für Beilagen oder Desserts aufgelockert.

Selten ist mir die Auswahl von Rezepten, die ich ausprobieren will, so schwer gefallen. Mich hat so vieles angesprochen, dass ich mich nicht entscheiden konnte. Besonders gut gefallen hat mir die Schlichtheit, mit der ein hochwertiges Produkt in den Fokus gestellt wird und trotzdem so viel Raffinesse hat, in dem Zutaten kombiniert werden, die mir zu Fisch nie eingefallen wären. Ich habe extra lange mit dem Nachkochen gewartet, bis der Holunder blühte oder die Aprikosen reif waren. Im Moment warte ich noch auf die Stachelbeeren, weil ich noch ein Rezept unbedingt ausprobieren möchte. Die Rezepte bestehen aus der Personenanzahl, der Zutatenliste und der Beschreibung der Zubereitung. Es gibt zu jedem Gericht mindestens ein Foto, allerdings kann dies schon einmal auf einer anderen Seite, als auf der gegenüber liegenden sein.

Die Rezepttexte sind gut verständlich und das Nachkochen war mühelos. Es braucht nicht viele Zutaten, aber manche Zutaten gibt es eben nur zu bestimmten Zeiten. Wer seine Fische nicht selbst angelt, so wie es im Buch vorgestellt wird, der braucht schon einen guten Fischhändler. Trotzdem ist das Besorgen der Zutaten nicht unlösbar. Die Belohnung für etwas Mühe ist der große Genuss, diese schönen Gerichte zu essen.

Im Anhang sind noch eine Übersicht der Angel- und Schonzeiten und ein alphabetisches Register zu finden. Dies erleichtert die Entscheidung, wann man welches Gericht überhaupt zubereiten kann.

Holunderblüten-Gegrillte Kaiserhummerschwänze mit Räuchermayo und herben Salaten

















Frittierter Tintenfisch mit Avocado, Zitronenverbene und Piment d'Espelette

















Gegrillter Tintenfisch mit Aprikosen, Chili, Zitrone, Schalotten und Petersilie


Fazit:

"Gone Fishing" ist ein sehr empfehlenswertes Buch für Fisch-Liebhaber. Die Rezepte sind sehr kreativ und nicht  schon mehrfach veröffentlicht. Aufgrund der guten Beschreibung und der begrenzten Anzahl an Zutaten ist es auch für weniger geübte Hobbyköche geeignet. Auch der ambitionierte Hobbykoch findet viele Anregungen.

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