1999 reisten wir durch den Jemen. Damals war der Bürgerkrieg seit 10 Jahren Geschichte und der Nord- und der Südjemen feierten die Wiedervereinigung nur wenige Monate nach der Bundesrepublik Deutschland mit der DDR. Wir haben uns damals alle unsterblich in dieses schöne Land und seine Menschen verliebt. Wir haben auf dem Land in vielen sehr einfachen Restaurants und bei Einladungen von Einheimischen gegessen und immer eine grandiose Küche erlebt. Hauptsächlich gab es Gemüse und Hülsenfrüchte. Wenig Fleisch, meist war es Huhn und an der Küste natürlich auch Fisch. Immer serviert wurde dazu ein knuspriger Fladen, der in hohen Ofen an der Innenseite der Wände gebacken wurde. Die Aromatik würde ich als eine Mischung aus arabischer und indischer Küche beschreiben.
Trotz dieser vielen schönen Erlebnisse war die Reise durch den Jemen nicht unproblematisch. Es gab Gegenden, wo wir strikt auf einem schmalen Pfad bleiben mussten, weil das Gebiet immer noch vermint war. Alle paar Kilometer passierten wir Straßensperren, wo wir uns ausweisen mussten. In manchen Gebieten konnten wir nur im Konvoi fahren, unter dem Schutz einer Flak auf einem Begleitfahrzeug. Wichtig war immer die Achtung der Stämme und die Einhaltung gewisser Rituale. Unser Reiseleiter war Mitglied des jemenitischen Hochadels und sprach fließend deutsch, da er eine Ausbildung in der DDR gemacht hatte. Die Verbindung unserer beider Länder war damals sehr intensiv. Die Bundesrepublik Deutschland unterstützte im Rahmen der Entwicklungshilfe sehr intensiv den Nordjemen. Die DDR tat das Gleiche im Südjemen. Wir befuhren perfekt ausgebaute Straßen, mitten in einer sehr bergigen Landschaft. Alle bezahlt und gebaut von den Deutschen. Wir waren im Jemen sehr beliebt und die Leute haben sich immer sichtlich gefreut, wenn wir erzählten, dass wir aus Deutschland kommen.
Sehr traurig haben wir damals den Jemen in dem Bewusstsein verlassen, dass dieses Land untergehen wird. Die wenigen Abauflächen im Jemen wurden fast ausschließlich für den Anbau von Kaffee, Tee und Rauschgift (Kath) verwendet. Ab Mittag war kaum mehr ein erwachsener Mann normal ansprechbar. Alle hatten sich die Backen dick mit diesen Blättern zugestopft und waren berauscht. Kaffee und Tee wurden exportiert. Bereits damals kamen 90 % aller Lebensmittel mit dem Schiff aus dem Ausland. Und dies führt aktuell zu dieser unvorstellbaren Hungerskatastrophe, da es einfach ist den Zugang vom Meer zu sperren.
Seit dem Ausbruch des neuen Bürgerkriegs habe ich immer wieder recherchiert um Meldungen zu finden. Es gab kaum welche. Wer aufmerksam ist, wird auch feststellen, dass es keine Flüchtlinge aus dem Jemen gibt. Die Menschen dort können nicht einmal fliehen und es ist für mich kaum vorstellbar, wie man helfen kann, solange der Krieg andauert.
Es ist schwer, jetzt die Kurve zu einem Rezept für eine Gewürzmischung zu bekommen. Entdeckt habe ich Hawaij in dem wunderschönen Buch "Basar der Düfte" aus dem Knesebeck Verlag. Für meine Rezension (hier der Link) wollte ich eine Gewürzmischung ausprobieren und habe mich für diese entschieden, um wenigstens an dieses Land zu erinnern.
Ich habe im Buch keine Erläuterung zur Aussprache oder zur Bedeutung des Wortes Hawaij gefunden und meine facebook-Kontakte um Hilfe gebeten. Dank meiner Berliner Blog-Freundin Doc Eva, bekam ich einen Kontakt zu Omar, einem Berliner Gastronom, der Muttersprachler ist. Er war so lieb mir zu erklären, dass es "Gewürzmischung" bedeutet und man es "Hawaesch" ausspricht. Er hat mir sogar eine Sprachnachricht mit der genauen Aussprache geschickt. Wenn ich wieder einmal in Berlin bin, möchte ich ihn in seinem Restaurant Cèdre Blanc besuchen.
Hawaij ist eine aromatische und sehr würzige Mischung, die nicht scharf ist. Den Geschmack habe ich gleic wieder erkannt und mich gefreut, dass es so typisch schmeckt. Man kann sie sehr vielfältig verwenden. Sie eignet sich als trockener Rub für Grillfleisch oder zu Schmorfleisch, passt aber auch zu Fisch und Gemüse. Sie wird aber auch über Reis, Suppen und Eintöpfe gestreut. Ich habe sie bereits öfters verwendet, um gedämpfte Kartoffeln zu würzen oder mit Schmand einen würzigen Dip zu machen.
Die Zubereitung ist denkbar einfach und geht sehr schnell. Hawaij ist auch ein schönes kulinarisches Geschenk, vielleicht in Kombination mit einer Gewürzmühle.
2 EL schwarze Pfefferkörner
1 EL Cumin
1 EL Koriander
2 TL grüne Kardamomkapseln
1/2 TL Nelken
1 EL Kurkuma
Die Gewürze (ohne Kurkuma) in einer trockenen Pfanne bei mittlerer Hitze rösten, bis sie anfangen zu duften. Die Gewürze aus der Pfanne nehmen und abkühlen lassen. Dann in einer Gewürzmühle (ich verwende dafür gerne die neue Mühle von Microplane) mahlen und mit dem Kurkuma mischen.
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