Yohanis Gebreyesus ist in Äthiopien geboren und interessierte sich bereits früh die Küche seiner Mutter, die er heute als seine größte Inspiration beschreibt. Er lernte bei Paul Bocuse in Lyon und arbeitete viele Jahre als Chefkoch in Kalifornien. Beides förderte seine Leidenschaft für fine dining und das Kochhandwerk. Gut ausgebildet ging er zurück in die Heimat und eröffnete in Adis Abeba das Restaurant "Antica". Auch das Fernsehen wurde auf ihn aufmerksam und auf der öffentlichen Fernsehstation EBS präsentiert er wöchentlich eine Kochshow. Einige davon kann man auch bei youtube ansehen. Er setzt sich dafür ein, dass die äthiopische Küche als immaterielles Kulturerbe der Menschheit von der UNESCO anerkannt wird. Ein Baustein dazu ist sein Kochbuch, dass dankenswerterweise nun auch in deutscher Sprache im Knesebeck Verlag erschienen ist.
Mich hat das Cover sofort angesprochen, da es geschickt Tradition und Moderne vereint. Solche traditionellen Muster findet man in Äthiopien auf einer Art geflochtenem Deckel, mit dem die Speisen vor dem Servieren abgedeckt werden. Neu und ungewöhnlich ist die pinke Farbe. Für mich ist das auch eine Symbolik, wie der Autor die äthiopische Küche sieht und er versucht das Essen, wie es zuhause gekocht wird, mit seinem professionellen Wissen zu kombinieren. Wer noch nie mit äthiopischen Gerichten in Kontakt kam, sollte unbedingt die interessante Einleitung lesen, weil man dort kurz und prägnant erfährt worum es bei dieser Küche überhaupt geht.
Das erste Kapitel widmet sich dem wichtigsten Gericht überhaupt: Injera. Dieses Fladenbrot ist Serviergrundlage eines jeden Essens und ersetzt das Besteck. Es werden der Anbau von Teff, traditionelle Rezepte und auch moderne Brotgerichte wie ein Sandwich mit Würstchen vorgestellt. Die Texte sind kompakt und kurzweilig zu lesen. Viele Fotos, auch von einer Schritt-für-Schritt-Anleitung lockern das Ganze auf. Im gleichen Stil erfährt man im zweiten Kapitel alles wissenswerte über die äthiopische Gewürzwelt.
Die Rezeptkapitel sind nach Themen gegliedert und beinhalten: Frühstück, Gemüse & Frischkäse, Hülsenfrüchte & Getreide, Rind, Lamm & Ziege, Geflügel, Eier & Fisch und Snacks & Getränke. Die meisten Rezepte haben, auf der Seite gegenüber, ein eigenes Rezeptbild. Bei einigen einfachen Rezepten fehlen die Bilder. Meist ist es aber so, dass man sich das Gericht gut vorstellen kann und auch keine Besonderheiten beim Anrichten notwendig sind. Die Texte sind gut verständlich beschrieben und bei der Zutatenliste gibt es immer eine Angabe, für wie viele Personen es gedacht ist. Die Zutaten sind originalgetreu äthiopisch und müssen manchmal vorher selbst hergestellt werden. Dazu gibt es immer ein Grundrezept im Buch. Manchmal wird auch auf eine Ersatz-Zutat hingewiesen. Gewürze, Gemüse, Hülsenfrüchte, Mehl, etc. sind bei uns inzwischen gut zu bekommen.
Zwischen den Rezepten finden sich immer wieder Fotos von "Land und Leuten" und erklärende Texte dazu. Dies vermittelt einen ganz kleinen Eindruck von Äthiopien. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele unterschiedliche Ethnien und somit auch Sprachen, wie dort. Äthiopien war zur Zeit der Pharaonen eine christliche Hochkultur. Viele Menschen gehören heute noch dem christlichen Glauben an, es gibt aber auch Moslems und unzählige Naturreligionen. Das alles in ein Buch packen zu wollen ist gar nicht möglich, aber mit der Auswahl ist es sehr gelungen ein wenig vom Alltag zu vermitteln.
Abschließend ergänzt werden die Rezepte von einem umfangreichen alphabetischen Register, in dem ganze Rezepttitel, einzelne Zutaten und Schlagworte aufgelistet sind. So sehen vorbildliche Register aus und sie erleichtern nicht nur die Suche, mich inspirieren sie auch. Ich lese Register gerne quer und wenn ich bei einem Wort hängen bleibe, schlage ich die passende Seite auf. So habe ich schon oft interessante Rezepte entdeckt.
Die Auswahl der Rezepte, die ich nachkochen wollte, ist mir nicht leicht gefallen, da mich sehr viel angesprochen hat. Ich habe mich dann dazu durch gerungen, drei Gerichte auszuprobieren, die ich noch nicht gegessen habe. Es war klar, dass etwas mit Kürbis dabei sein muss, da unsere Kürbispflanzen im Garten es heuer sehr gut mit uns gemeint haben. Neugierig war ich auch auf den Salat aus Teff-Flocken, die ich bisher noch nicht kannte. Alles hat wunderbar geklappt und war in kurzer Zeit zu kochen. Somit ist dies für mich auch gut alltagstauglich. Die Gerichte konnten auch geschmacklich überzeugen und ich fand sie gut gelungen und in die Geschmackswelt passend, die ich aus Äthiopien kenne.
Äthiopischer Kürbiseintopf
In Buttermilch eingelegtes Hähnchen mit gegrilltem Gemüse
Körniger Teffsalat
Fazit:
Mit "Ethiopia: Rezepte aus einem einzigartigen Land" von Yohanis Gebreyesus gibt es endlich ein Kochbuch in deutscher Sprache, das dieser einzigartigen Länderküche gerecht wird. Gut gefallen hat mir auch, dass moderne Interpretationen mit dabei sind. Wer schon immer ein äthiopisches Kochbuch haben wollte, dessen Suche hat ein Ende. Es ist genauso geeignet, wenn man noch keine Berührung damit hatte und sich auf etwas Neues einlassen möchte. Die Rezepte sind gut und nachvollziehbar beschrieben. Die Zutaten sind in gut sortierten Supermärkten zu bekommen. Die ein oder andere Gewürzmischung kann man selbst machen oder sich im Internet bestellen. Gleiches gilt für Mehle und ähnliches. Hier helfen der Biomarkt, oder auch das Internet.
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6. Ich verkaufe keine Daten, ich mache keine Auswertungen damit und ich lösche nichts. Ich lebe ein ganz normales Leben und habe Freude am Kochen und am Teilen meiner Erfahrungen. Für alles andere habe ich keine Zeit, keine Nerven und keine Erfahrung.